Projekt ANTARES

VR-Brille anstatt Zigarette

Zigarette und Feuerzeug einfach wegschieben – eine Virtual-Reality-Anwendung soll Raucher vom Glimmstängel wegbringen. Die Idee: Sie lernen virtuell ihren Raucher-Impuls zu kontrollieren.

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Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja Eiler beim Ausprobieren der Virtual-Reality-Anwendung. Sie hat eine erste Testversion der Anwendung programmiert.

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja Eiler beim Ausprobieren der Virtual-Reality-Anwendung. Sie hat eine erste Testversion der Anwendung programmiert.

© Universität Siegen

SIEGEN. Wissenschaftler des Forschungskollegs der Universität Siegen (FoKoS) gehen neue Wege, um Rauchern dabei zu helfen, ihre Sucht zu überwinden. Im Forschungsprojekt ANTARES entwickeln sie eine Virtual Reality-Anwendung, mit der Raucher trainieren können, dem Drang zur Zigarette zu widerstehen, teilt die Uni mit.

Mithilfe einer Virtual Reality-Brille sollen die Teilnehmenden bei der Therapie in eine virtuelle, künstliche Welt eintauchen. Ihnen werden dort verschiedene Objekte vorgeführt: solche, die mit dem Rauchen verbunden sind, wie etwa ein Feuerzeug, ein Aschenbecher oder auch eine Zigarette – und solche, die nichts mit dem Rauchen zu tun haben, beispielsweise eine Blume oder eine Zahnbürste.

Mit einem Joystick müssen die Raucher nun ähnlich wie bei einem Computerspiel die nikotinbezogenen Objekte von sich wegschieben und so optisch verkleinern, die übrigen Objekte dagegen zu sich heranziehen und so vergrößern.

Approach-Avoidance-Training

"Aus früheren Studien wissen wir bereits, dass ein solches Training – auch bekannt als ,Approach-Avoidance-Training‘ – am Computer einen kleinen Effekt auf das Rauchen haben kann", wird Psychologie-Professor Tim Klucken aus dem Projektteam in der Mitteilung der Uni Siegen zitiert. Im Rahmen von ANTARES möchten er und seine Kollegen nun herausfinden, ob die Wirkung des Trainings durch die virtuelle Realität gesteigert werden kann.

"Man taucht mit Hilfe der Virtual Reality-Brille komplett in eine andere Welt ein. Die emotionale Ebene wird daher viel stärker angesprochen, als wenn man vor dem klassischen Desktop-Computer sitzt. Viele Potenziale zur Stärkung von Therapieeffekten durch virtuelle Realität sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht", sagt FoKoS-Direktor Professor Björn Niehaves, der mit seinem Forschungsteam ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist.

Anders als viele herkömmliche Nikotintherapien zielt die neue Therapieform nicht nur auf das reflexive System im Menschen ab, sondern auf das impulsive, emotionale System. Es geht also nicht allein darum, sich anhand rationaler Argumente bewusst zu machen, warum es besser wäre, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Teilnehmenden sollen darüber hinaus auch lernen, den Impuls, zu rauchen, besser zu kontrollieren. "Bei Sucht ist das impulsive System viel wichtiger, als das reflexive", erinnert Klucken. "Menschen greifen plötzlich, ganz impulsiv zur Zigarette, zum Beispiel, weil sie Stress oder sich gestritten haben."

Kombi mit herkömmlicher Therapie

Ideal wäre aus Sicht der Siegener Wissenschaftler eine Kombination aus "herkömmlichen" Therapieverfahren und der Virtual Reality-Therapie. "Unsere Anwendung ist allein sicherlich keine Wunderwaffe. Aber in Kombination mit bekannten Raucherprogrammen könnte sie Raucherinnen und Rauchern besser helfen, ihre Sucht zu therapieren", hofft Klucken.

Ergänzend zu der Virtual Reality-Anwendung entwickeln er und seine Kollegen auch eine Smartphone-App, die auf dem "Approach-Avoidance-Training" basiert, heißt es in der Mitteilung. So können die Nutzer die Therapie bei Bedarf auch im Alltag und an verschiedenen Orten jederzeit anwenden.

Aktuell sind die Wissenschaftler dabei, verschiedene Varianten des Virtual Reality-Trainings zu programmieren. Im nächsten Schritt wird untersucht, welche Version von den Nutzer am besten akzeptiert wird. Diese Version soll anschließend zum Einsatz kommen, um das Training mit Rauchern durchzuführen und zu evaluieren. (eb)

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