LOX-/COX-Hemmer belastet auch bei ASS-Prophylaxe kaum den Magen

BERLIN (otc). Mehrere Studien belegen die gastrointestinale Verträglichkeit des LOX- /COX-Hemmers Licofelone, vor allem auch bei Kranken mit Arthrose, die wegen eines erhöhten kardiovaskulären Risikos ASS einnehmen. Welchen Einfluß Licofelone zudem auf den Knorpelabbau bei Menschen hat, wird zur Zeit in einer Zwei-Jahres-Studie untersucht.

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Dies berichtete Dr. Peter Bias vom Unternehmen Merckle beim Rheumatologenkongreß (EULAR) in Berlin. Licofelone sei der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse, der in der Lage ist, die Enzyme 5-LOX, COX-1 und COX-2 kompetitiv und gleichzeitig zu hemmen. Durch diese Hemmung verhindert Licofelone die Synthese von Prostaglandinen und Leukotrienen. Leukotriene sind potentielle Entzündungsmediatoren und bei Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Arthrose von großer Bedeutung.

Inzwischen hätten zwei doppelblind-randomisierte Studien ein gutes gastrointestinales Verträglichkeitsprofil von Licofelone ergeben, so Bias bei einer Veranstaltung des Unternehmens Merckle. In den Studien (Studie A mit 75 und Studie B mit 203 Teilnehmern mit symptomatischer Arthrose des Knie- oder Hüftgelenks) wurden zweimal 400 mg Licofelone - dies entspricht der doppelten therapeutischen Dosis für die Behandlung von Arthrose-Patienten - verwendet, im Vergleich zu zweimal täglich 500 mg Naproxen.

In Studie A erhielten die Patienten zusätzlich jeweils 81 mg / Tag Acetylsalicylsäure (low dose ASS). Primärer Endpunkt in beiden Studien war die Inzidenz von endoskopisch bestätigten gastrointestinalen Ulzerationen.

In der Studie A betrug die Ulkus-Inzidenz nach sechswöchiger Therapie mit dem LOX- /COX-Hemmer 2,9 Prozent, verglichen mit 26,8 Prozent mit Naproxen. In der Studie B betrug die Inzidenz gastrointestinaler Ulzera mit Licofelone 2,1 Prozent im Vergleich zu 20,8 Prozent mit Naproxen.

In beiden Studien sei der Unterschied zwischen dem neuen Präparat und Naproxen statistisch signifikant, so Bias. Es sei also ein deutlich geringeres Risiko bei Behandlung mit dem neuen Hemmer erkennbar. Bias Fazit: Gerade für Risiko-Patienten, die ASS niedrigdosiert zur kardiovaskulären Prävention einnehmen, sei Licefelone besonders geeignet.

Auch in der Pathophysiologie der Arthrose gibt es neue Erkenntnisse: Nachdem im Tiermodell Entstehung und Progression einer Arthrose dosisabhängig durch Licofelone reduziert wurde, läuft zur Zeit eine Studie über zwei Jahre mit 316 Patienten mit fortgeschrittener Arthrose. Dabei wird außer der Röntgenuntersuchung auch die Magnetresonanz-Tomographie zur Evaluierung der Effekte auf den Knorpel angewandt.

Nach Angaben von Bias ist die Einreichung der Zulassung für Licofelone in Europa für Ende 2004 geplant. Die Markteinführung werde für 2006 erwartet.



STICHWORT

Arachidonsäure-Stoffwechselweg

Aus den Phospholipiden der Zellmembran wird durch das Enzym Phospholipase Arachidonsäure freigesetzt. Diese Fettsäure wird durch die Cyclooxygenase, die in zwei Isoformen (COX-1 und COX-2) im Organismus vorkommt, in Prostaglandine umgebaut. Ein weiterer Weg, um die Arachidonsäure umzubauen, führt über die Lipooxygenasen (besonders 5-LOX). Einige dieser Arachidonsäuremetabolite lösen Entzündungs-, Allergie- und Schmerzreaktionen aus, die zu rheumatischen Erkrankungen führen.

Es ist bekannt, daß die Hemmung der COX-1 zu schweren gastrointestinalen Beschwerden führen kann, die bei einer selektiven Hemmung der COX-2 kaum auftreten. Es ist weiterhin bekannt, daß bei Hemmung des COX-Weges die Arachidonsäure verstärkt über den LOX-Weg metabolisiert wird. Ein dualer Hemmer wie Licofelone blockiert beide Metabolisierungswege. (otc)

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