Zwei neue Ansätze für die Therapie von Patienten mit Arthrose?

BARCELONA (gvg). Therapien, die bei Patienten mit Arthrose die Symptome lindern und das Fortschreiten der Gelenkveränderungen bremsen, werden weiter händeringend gesucht. Neue Optionen könnten hier Strontiumranelat und Licofelon sein, legen Studien nahe, die bei einem Rheumatologen-Kongress in Barcelona vorgestellt worden sind.

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Strontiumranelat hat sich bereits bei Osteoporose bewährt.. "Aus Tierversuchen hatten wir Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit bei Arthrose", sagte Dr. Olivier Bruyère von der Universität Lüttich in Belgien. Bruyère hat deshalb die Daten zweier großer Osteoporose-Studien erneut ausgewertet.

Er hat sich dabei jene über 1000 Patienten angesehen, die in den Röntgenbildern der Wirbelsäule bei Studienbeginn Hinweise auf eine Lendenwirbel-Arthose hatten. Nach drei Jahren Therapie mit Strontiumranelat gab es bei zehn Prozent Zeichen eines radiologischen Fortschreitens ihrer Arthrose. In der Placebo-Gruppe waren es 17 Prozent, ein signifikanter Unterschied.

Klinisch schlug sich das allerdings nur teilweise nieder: Beim Fragebogen zur globalen Lebensqualität (SF-36) gab es keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Doch hatten die Patienten bei Strontiumranelat-Therapie signifikant weniger Rückenschmerzen. Bevor sich daraus Therapieempfehlungen ableiten ließen, seien jetzt noch arthrosespezifische Studien nötig, so die belgischen Kollegen.

Bei der Substanz Licofelon wurde dieser Schritt schon getan. Licofelon ist ein Analogon der Arachnoidonsäure, das - wie NSAR - mit der Synthese von Prostaglandinen und Thromboxanen via COX-Hemmung interferiert. Zusätzlich bremst es aber auch noch über eine 5-Lipoxygenase-Hemmung die Leukotrien-Synthese. "Dadurch sollte theoretisch der Knorpelabbau bei Arthrose gehemmt werden", sagte Dr. Jean-Pierre Pelletier aus Montreal.

In einer randomisiert-kontrollierten Phase-III-Studie mit etwa 300 Patienten mit Kniearthrose konnte dies jetzt bestätigt werden. Verglichen wurde eine zweijährige Therapie mit täglich 2 x 200 mg Licofelon mit 2 x 500 mg Naproxen. Klinisch gab es keinen Unterschied. Beide Therapien besserten das Abschneiden der Patienten auf den WOMAC-Skalen für Schmerz und Gelenkfunktion in gleichem Ausmaß.

In quantitativen Kernspinuntersuchungen konnte Pelletier aber nachweisen, dass der Verlust an Knorpelvolumen und Knorpeldicke bei Patienten mit Licofelon-Therapie geringer ausfällt als jenen mit Naproxen-Therapie. "Licofelon scheint also anders als herkömmliche NSAR einen knorpelprotektiven Effekt zu besitzen", so Pelletiers Fazit. Als Nebenbefund war auch die gastrointestinale Verträglichkeit besser.

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