Gastbeitrag zu Hernien-Op

TAPP und TEP gleichauf

TAPP oder TEP: Welche minimal-invasive Technik der Hernienreparatur ist besser? Schweizer Kollegen sehen die TAPP-Technik vorn. Dem widersprechen Daten des Deutschen Hernienregisters Herniamed.

Von Professor Ferdinand Köckerling Veröffentlicht:
Hernien-Op: Bei Einhaltung der Leitlinien sind sowohl mit der TEP als auch mit der TAPP die besten Ergebnisse zu erzielen.

Hernien-Op: Bei Einhaltung der Leitlinien sind sowohl mit der TEP als auch mit der TAPP die besten Ergebnisse zu erzielen.

© BSIP/Your_Photo_Today

BERLIN. Die Ergebnisse der im World Journal of Surgery 2012 online am 7. September publizierten Registerstudie sind überraschend, da bisher alle systematischen Reviews, Metaanalysen und Guidelines eine Gleichwertigkeit der Methoden TEP (total-extraperitoneale Plastik) und TAPP (transabdominale präperitoneale Netzimplantation) gefunden haben.

Die Schweizer Kollegen haben in den Jahren 1995 bis 2006 insgesamt 3457 TEP-Operationen und 1095 TAPP-Operationen in einem Register erfasst.

Sie finden für die TEP eine signifikant höhere intraoperative (TEP 1,9 % versus TAPP 0,9 %, p=0,029) und postoperative (TEP 2,3 % versus TAPP 0,8 %, p=0,003) Komplikationsrate. Daraus haben die Autoren geschlossen, dass auf Basis ihrer Daten die TAPP-Technik besser ist als die TEP-Technik.

In Deutschland besteht seit Januar 2010 das Hernienregister Herniamed, eine gemeinnützige Initiative von engagierten Hernienchirurgen, in das alle Hernienoperation in standardisierter Weise eingegeben werden können.

Insgesamt wurden bis Ende September 2012 Informationen zu mehr als 50.000 Hernienoperationen in dem Register dokumentiert. Darunter befinden sich auch 4583 TEP-Operation und 8220 TAPP-Operationen bei einseitigen Leistenhernien.

Die intraoperativen Komplikationen im Register Herniamed liegen für die TEP bei 1,5 % und für die TAPP bei 1,65 %. Somit besteht kein signifikanter Unterschied zwischen der TEP und der TAPP bei den intraoperativen Komplikationen.

Die postoperative Komplikationsrate beträgt bei der TEP 1,8 % und bei der TAPP 4,35 %, und damit liegt die postoperative Komplikationsrate für die TAPP signifikant höher als für die TEP (p < 0,0001). In diesem Kriterium schneidet die Methode TAPP also schlechter ab als das Verfahren TEP.

Die Reoperationsraten aufgrund von Komplikationen unterscheiden sich nicht signifikant (TEP 0,81 % versus TAPP 0,98 %).

Herniamed-Daten zeigen höherere Komplikationsrate für die TAPP

Aus den deutschen Registerdaten Herniamed kann somit geschlossen werden, dass die intra- und postoperativen chirurgischen Komplikationsraten für die TEP nicht höher sind als für die TAPP.

Im Gegenteil zeigen die Herniamed-Daten eine höhere postoperative Komplikationsrate für die TAPP im Vergleich zur TEP.

Deshalb haben wir einen Letter-to-the-Editor an das World Journal of Surgery geschickt, in dem wir die oben dargestellten Ergebnisse des Deutschen Registers Herniamed dargestellt haben.

Dadurch wurden die Daten des Schweizer Registers deutlich relativiert. Dieser Letter-to-the-Editor wurde auch bereits vom World Journal of Surgery akzeptiert und wird bald online erscheinen.

Letztlich bleibt es zum jetzigen Erkenntnisstand dabei, dass bei Einhaltung der Guidelines sowohl mit der TEP als auch mit der TAPP die besten Ergebnisse für die Leistenhernienchirurgie zu erzielen sind. Dabei spielt die notwendige Erfahrung der Operateure natürlich eine herausragende Rolle.

Nicht optimal durchgeführte TEP- und TAPP-Operationen von weniger erfahrenen Chirurgen können die Ergebnisse von Studien ungünstig beeinflussen und zum Teil Ergebnisse verfälschen. Dementsprechend kritisch muss jede Einzelstudie gewertet werden.

Deshalb können vergleichbare Operationsverfahren nur von Expertengruppen unter Berücksichtigung und Wertung der gesamten verfügbaren Literatur vorgenommen werden. Deshalb bleibt es bei der Richtigkeit der Guidelines, dass TEP und TAPP vergleichbar gute Operationstechniken darstellen.

Professor Ferdinand Köckerling ist Chefarzt der Klinik für Chirurgie Visceral- und Gefäßchirurgie Zentrum für Minimal Invasive Chirurgie Vivantes Klinikum Spandau, Berlin

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