Osteoporose-Therapie 1 x pro Monat bringt Vorteil für die Compliance

FRIEDRICHSRUHE (ts). Für Frauen mit postmenopausaler Osteoporose wird es bald eine neue therapeutische Option geben, und zwar eine ganz besondere - die erste monatliche Therapie mit einem oral zu verabreichenden Bisphosphonat. Die Substanz heißt, wie berichtet, Ibandronat, der geplante Handelsname ist Bonviva®. Erwartet wird die Zulassung in Europa im Herbst dieses Jahres. In den USA ist die erste Monatstablette gegen Osteoporose seit wenigen Wochen zugelassen.

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Entwickelt und vermarktet wird Ibandronat bei postmenopausaler Osteoporose gemeinsam von den Unternehmen Hoffmann-La Roche und GlaxoSmithKline.

Die monatliche Einnahme-Frequenz von Ibandronat wird durch die hohe antiresorptive Wirkpotenz ermöglicht. Was ist der mögliche Vorteil des monatlichen Therapieintervalles? Daten mehrerer Studien hätten einheitlich belegt, daß "größere Therapieintervalle die Abbruchrate verringern und die Compliance erhöhen", so Professor Dieter Felsenberg vom Universitätsklinikum Charité in Berlin.

Felsenberg weiter: "Optimale Compliance ist der Schlüssel zum Erfolg: Sie erhöht den Knochendichte-Zuwachs und vermindert die Frakturrate." Ausgehend von der Tatsache, daß eine wöchentliche Bisphosphonat-Therapie einer täglichen bei der Compliance überlegen ist, könnte, so der Radiologe, "eine monatliche Therapie im Vergleich zu einer wöchentlichen die Compliance weiter erhöhen und die Behandlung optimieren".

Daß die monatliche Therapie eine gute Option bei postmenopausaler Osteoporose ist, konnte auch in einer Doppelblind-Studie belegt werden, und zwar in der BONE-Studie (J Bone Miner Res 19, 2004, 1241).

Verglichen wurde in dieser Placebo-kontrollierten Studie mit knapp 1300 Patientinnen eine tägliche Ibandronat-Therapie (2, 5 mg oral) mit einer oralen monatlichen Ibandronat-Therapie (100 bzw. 150 mg)). In beiden Verum-Gruppen war die Dreijahres-Inzidenz lumbaler Wirbelkörperfrakturen deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe: Die Reduktion betrug in der Gruppe mit täglicher Therapie 62 Prozent, in der zweiten Ibandronat-Gruppe 50 Prozent; die Differenz war nicht signifikant.

Primärer Studienendpunkt war nach Angaben von Felsenberg allerdings die prozentuale Knochendichte (LWS) nach 12 Monaten. Ergebnis beim primären Endpunkt: Die monatliche Therapie mit 100 mg Ibandronat ist der täglichen Therapie mit 2,5 mg gleichwertig.

Die Therapie mit 150 mg war der Behandlung mit 2,5 mg täglich sogar überlegen. Die Auswertung sekundärer Endpunkte ergab zudem, daß, was die Knochendichte im Hüft- und Trochanter-Bereich angeht, auch die 100-mg-Dosierung der täglichen Therapie signifikant überlegen ist.

Die größte Zunahme an Knochendichte in allen Skelettbereichen wurde mit der höchsten Ibandronat-Dosierung erzielt. Bei der Inzidenz unerwünschter Ereignisse gab es keine Unterschiede zwischen den Therapiegruppen. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse waren mit maximal 0,5 Prozent selten.

Daß die monatliche Therapie mit Ibandronat eine gute Option ist, hat darüber hinaus auch die MOBILE-Studie (Monthly Oral Ibandronate in Ladies) ergeben, über die die "Ärzte Zeitung" vor wenigen Wochen berichtete. Zur Erinnerung: An dieser Studie nahmen 1609 Patientinnen mit Osteoporose teil. Patientinnen der einen Therapie-Gruppe erhielten 2,5 mg Ibandronat einmal täglich oral, die Probandinnen einer zweiten Gruppe 150 mg des Bisphosphonats einmal monatlich, ebenfalls oral.

Die Patientinnen von zwei weiteren Gruppen erhielten jeweils 100 mg monatlich als Einmaldosis oder verteilt auf zwei aufeinanderfolgende Tage. Primärer Studienendpunkt war die Änderung der Knochendichte, gemessen an der LWS.

Ergebnis: Die Knochendichte war in allen Therapie-Armen um 3,9 bis 4,9 Prozent gestiegen, wobei die monatliche Therapie besser abgeschnitten hatte als die tägliche. Die Therapie mit 150 mg war der mit 2,5 mg signifikant überlegen. Alle monatlichen Behandlungsweisen waren, wie Felsenberg vor kurzem auf einer Veranstaltung in Friedrichsruhe berichtete, so sicher und verträglich wie die tägliche Therapie mit 2,5 mg Ibandronat.

So positiv die Entwicklung neuer Arzneimittel gegen Osteoporose auch sein mag: Werden die therapeutischen Möglichkeiten nicht korrekt genutzt, helfen Fortschritte in der Pharmakotherapie nicht weiter.

Und wenn es um Osteoporose-Patienten geht, da muß sich noch immer eine Erkenntnis durchsetzen, und zwar die, daß "Patienten mit Osteoporose behandelbar sind", so Dr. Jutta Semler, Chefärztin am Immanuel-Krankenhaus in Berlin und Leiterin der "Koordinierungsstelle der Nationalen Initiative gegen Osteoporose". Zudem: "Es muß behandelt werden." Eine Knochendichtemessung alleine berechtige allerdings noch nicht dazu, die Diagnose Osteoporose zu stellen.

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