Gleich raus mit Polypen - das halbiert Darmkrebs-Sterberate

Jeder zweite Tod durch Darmkrebs lässt sich verhindern, wenn bei einer Darmspiegelung gleich Polypen entfernt werden. Das sagen US-Forscher - und verweisen auf ihre Studie mit einer Laufzeit von 16 Jahren.

Veröffentlicht:
Ein Polyp im Darmlumen bei einer Koloskopie.

Ein Polyp im Darmlumen bei einer Koloskopie.

© Sasa I. panthermedia.net

NEW YORK (ST). Was bringt die direkte Polypenentfernung bei der Dickdarmspiegelung für die Mortalitätsraten des Kolorektalkarzinoms? Dieser Frage ging die amerikanische National Polyp Study (NPS) nach.

Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung reduzierte sich die krankheitsspezifische Sterblichkeit bei den Patienten mit Polypektomie etwa auf die Hälfte (N Engl J Med 2012; 366: 687-96).

Bei 2602 Patienten, die aus verschiedenen Verdachtsgründen zu einer ersten Koloskopie überwiesen worden waren, wurden zwischen 1980 und 1990 an sieben Kliniken Adenome entfernt. 42,7 Prozent der Adenome waren klein, 57,3 Prozent im fortgeschrittenen Stadium.

Bei 58,6 Prozent der Patienten wurde nur ein Adenom entdeckt, bei 22,1 Prozent zwei und bei 19,3 Prozent drei oder mehr. Die Nachbeobachtungszeit lag im Mittel bei 15,8 und maximal bei 23 Jahren.

Mortalitätsrate gesenkt

Nach knapp 16 Jahren waren 1246 Patienten (48 Prozent) gestorben, zwölf an einem Kolorektalkarzinom. In der Allgemeinbevölkerung, die als Kontrollgruppe diente, wurde im selben Zeitraum mit rund 25 Todesfällen infolge Darmkrebs gerechnet. Somit verringerte sich die krankheitsspezifische Mortalitätsrate bei Patienten nach Polypektomie um 53 Prozent.

Die Sterberaten lagen zehn Jahre nach dem Eingriff ähnlich hoch wie bei den 773 Patienten der internen Kontrollgruppe, bei denen durch die Polypentfernung kein Adenom, sondern etwa ein hyperplastischer Polyp diagnostiziert wurde.

Die lange Nachbeobachtungszeit der Studie stütze die Hypothese, dass mit der Polypektomie die Mortalitätsrate des Kolorektalkarzinoms gesenkt wird, so die Forscher. Adenome gelten als Risikofaktor für Kolorektalkarzinome.

Autoren: Koloskopie für 60-Jährige

Die Studie belege, dass die Entfernung der Adenome und die anschließende sorgfältige Überwachung der Patienten dieses Risiko senke, schreiben die Autoren eines Editorials (N Engl J Med 2012; 366: 759-760).

Sie sehen es als sinnvoll an, die Koloskopie allen 60-Jährigen einmal anzubieten. Würden keine Adenome diagnostiziert, müssten die Patienten nicht mehr untersucht werden. Würden Adenome festgestellt, seien die Patienten als hochgradig gefährdet einzustufen und nach Entfernung der Geschwulste zu überwachen.

Trotz des plausiblen Ergebnisses seien randomisierte Studien nötig, um die Effektivität eines Screenings in der Bevölkerung zu untersuchen, so die Autoren des Editorials.

Lesen Sie dazu auch: Aktion "Düsseldorf gegen Darmkrebs" startet

Mehr zum Thema

Screening auf Kolorektalkarzinome

Studie zu Darmkrebs: Koloskopie nützt mehr als Sigmoidoskopie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren