Autoimmunerkrankungen

Paul Ehrlich-Preise für Botenstoff- und Fett-Forschung

Die Paul-Ehrlich-Stiftung ehrt dieses Jahr Forscher für ihre Arbeiten zum Tumor-Nekrose-Faktor mit ihrem mit 120.000 Euro dotierten Preis. Außerdem erkennen sie die Leistung eines Biochemikers zur Erforschung verschiedener Fettzelltypen an.

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Eine Büste von Paul Ehrlich: 1908 erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

Eine Büste von Paul Ehrlich: 1908 erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

© Uwe Anspach/ dpa/ picture-alliance (Archivbild)

FRANKFURT/MAIN. Für ihre Arbeiten zu Autoimmunerkrankungen wie Rheuma erhalten ein US-Amerikaner und ein Israeli den mit 120.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2018. Das gab der Stiftungsrat am Dienstag in Frankfurt bekannt. Anthony Cerami (77) und David Wallach (72) werden für ihre Forschung zum Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) ausgezeichnet. Der Botenstoff spielt bekanntlich eine wichtige Rolle bei Entzündungen und Autoimmunerkrankungen.

Cerami ist nach einer langen akademischen Karriere Gründer und Vorsitzender des Beirats von Araim Pharmaceuticals in Tarrytown im Staat New York. Mitte der 1980er-Jahre fand er heraus, dass TNF ein Botenstoff des Immunsystems ist und erkannte auch, dass TNF Einfluss auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen hat.

Dr. Anthony Cerami erhält in diesem Jahr den Paul Ehrlich-Preis.

Dr. Anthony Cerami erhält in diesem Jahr den Paul Ehrlich-Preis.

© Brian Lemke, Lemke Design

Damit ebnete er den Weg für die Behandlung bei Autoimmunerkrankungen durch die Hemmung von TNF. Neutralisierende Antikörper gegen diesen Botenstoff werden heute weltweit bei Rheuma, Psoriasis, Morbus Crohn und anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Die Hemmung von TNF gilt deshalb als eines der wichtigsten Therapieprinzipien in der Medizin.

 "Er hat erkannt, dass TNF eine Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielt und den Weg zur Behandlung solche Erkrankungen durch die Hemmung von TNF gewiesen", heißt es in der Begründung der Jury.

Wallach, der seit Jahrzehnten am Weizmann Institute of Science in Rehovot forscht, hat die beiden Rezeptoren des TNFs auf der Oberfläche der Zellen entdeckt, und deren Signalwirkung ins Innere der Zelle entschlüsselt: Entweder führt die Bindung an den Rezeptor zum programmierten Zelltod oder zum Überleben der Zelle.

Auch Prof. David Wallach ist Paul Ehrlich-Preisträger 2018.

Auch Prof. David Wallach ist Paul Ehrlich-Preisträger 2018.

© Reuven Kopitchinski

 Er hat dadurch entscheidend dazu beigetragen, dass heute ein sehr genaues Bild von dem durch Botenstoffe ausgelösten programmierten Zelltod existiert. Wallach hat zudem nachgewiesen, dass nicht nur Antikörper gegen TNF als Therapie bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen infrage kommen, sondern auch eine lösliche Form des Rezeptors. Auch dieses Therapieprinzip wird heute klinisch genutzt.

Nachwuchspreis für weiße und braune Fette

Der Nachwuchspreis der Paul-Ehrlich-Stiftung geht an Tim J. Schulz (38) vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (Dife) in Potsdam. Der Biochemiker wird für seine Arbeiten über weiße und braune Fettzellen geehrt. Braunes Fett schützt den Körper vor Auskühlung, weißes dient als Energiereserve.

Prof. Tim J. Schulz erhält den diesjährigen Nachwuchspreis.

Prof. Tim J. Schulz erhält den diesjährigen Nachwuchspreis.

© Antje Lenz von Kolkow, Faceland Photography

Schulz untersuchte etwa, ob der altersbedingte Verlust von braunem Fett zu Stoffwechselproblemen wie Übergewicht beiträgt und ob eine gezielte Vermehrung von braunem Fett dagegen hilft. Er wies zudem nach, dass Knochenstammzellen mit zunehmendem Alter und bei fettreicher Kost vermehrt weißes Fett statt Knochengewebe produzieren.

Der Nachwuchspreis ist mit 60.000 Euro dotiert. Die Preise werden am 14. März, dem Geburtstag Paul Ehrlichs, in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Die renommierte Auszeichnung für Mediziner wird seit 1952 verliehen. Von den bisher 126 Geehrten haben später 22 den Nobelpreis erhalten. (dpa/bae)

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