Symptom-Recherche im Netz
Aktuelle Erhebung: Bei Gesundheitsfragen wird immer öfter Dr. KI bemüht
Vor und nach dem Arztbesuch ins Internet: Fast drei Viertel der Deutschen nutzen die Symptom-Recherche im Netz. Immer mehr wenden sich dabei gezielt an KI-Chatbots, wie eine aktuelle Bitkom-Umfrage zeigt. Doch ganz sorgenfrei begegnen die Menschen hierzulande KI-Anwendungen in der Medizin nicht.
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KI-Chatbot als Gesundheitsratgeber? Immerhin zehn Prozent der Menschen in Deutschland befragen die Chatbots häufig zu Symptomen und Gesundheitsthemen.
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Berlin. Symptom-Recherche im Netz? 73 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen diesen Weg der Information. Ein Fünftel klärt Gesundheitsfragen und Symptome sogar häufig via WorldWideWeb. Dabei wird längst auch Künstliche Intelligenz (KI) bemüht, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 1.145 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
45 Prozent haben demnach ihre Gesundheitsfragen schon einmal an einen KI-Chatbot wie ChatGPT, Gemini oder Copilot gestellt. Zehn Prozent tun dies häufig.
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KI halte einen immer stärkeren Einzug in die Gesundheitsversorgung, sagte Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab, bei der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse am Donnerstag. Statt von Dr. Internet müsse man heute von Dr. KI sprechen.
KI-Chatbot so wichtig wie ärztliche Zweitmeinung
Laut der Bitkom-Umfrage vertraut mehr als jeder Zweite den Antworten, die der KI-Chatbot bei Fragen zu Symptomen und Gesundheitsthemen liefert. Die Hälfte der Befragten gibt zudem an, mit den KI-Chatbots Symptome besser als bei der reinen Internetrecherche zu verstehen. Und 30 Prozent meinen, dass KI-Chatbots für sie ähnlich wichtig wie die Zweitmeinung einer Ärztin oder eines Arztes sind.
Markant sei, dass 16 Prozent der Umfrageteilnehmer nach der Befragung eines KI-Chatbots die ärztliche Empfehlung nicht mehr befolgt hätten. „Aus unserer Sicht sollte KI nicht die Ärztin oder den Arzt ersetzen“, sagte Raab. „Sie kann dabei unterstützen, sich zu informieren. Dazu ist aber auch mehr Gesundheitskompetenz notwendig. Die Menschen müssen verstehen, wo die Grenzen der KI liegen“, schob sie hinterher.
Wie viel können Patienten der KI anvertrauen?
Immerhin 39 Prozent der Umfrageteilnehmer äußerten sich skeptisch und gaben an, unsicher zu sein, wie viele Angaben über ihren Gesundheitszustand sie KI-Chatbots anvertrauen sollten.
Generell steht die Mehrheit der Menschen in Deutschland dem Einsatz von KI im Gesundheitswesen aber positiv gegenüber (71 Prozent). Lediglich ein Viertel wertet den Einsatz der KI als eher oder sehr negativ.
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Vor allem bei Befundung und medizinischer Entscheidungsfindung sehen die Umfrageteilnehmer einen Nutzen: 74 Prozent erachten den Einsatz von KI beim Einholen einer Zweitmeinung, 72 Prozent zudem beim Erstellen von Diagnosen und Therapieempfehlungen als sinnvoll. 64 Prozent meinen aber auch, dass sie bei der Früherkennung gut unterstützen kann, 59 Prozent sehen dies ähnlich für die Analyse von Röntgen- und CT-Bildern.
Aber auch bei organisatorischen Dingen kann KI im Praxis- und Klinikalltag helfen, finden 56 Prozent, etwa indem sie bei der Terminvergabe unterstützt.
Sorge vor Fehlentscheidungen und Datenmissbrauch
Völlig bedenkenlos begegnen die Umfrageteilnehmer KI allerdings nicht: 71 Prozent sorgen sich vor Datenmissbrauch, 56 Prozent vor medizinischen Fehlentscheidungen. Es besteht zudem die Angst, dass KI die Entmenschlichung der Medizin befördert: 69 Prozent – und damit mehr als zwei Drittel – befürchten, dass KI zu weniger menschlicher Zuwendung in der Versorgung führt. Ein weiteres Fünftel sorgt sich, dass Entscheidungen für Patienten nicht mehr nachvollziehbar sind (siehe nachfolgende Grafik).
„Diese Sorgen müssen wir sehr ernst nehmen“, erklärte Raab. „Ohne Vertrauen wird KI in der Medizin nicht funktionieren.“ Es müssten daher höchste Datenschutzanforderungen erfüllt werden und es brauche Transparenz über die angewandten Algorithmen, ergänzte sie.
Immerhin 33 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen, der Einsatz von KI in der Medizin mache ihnen Angst.
Künstliche Intelligenz
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Auf der anderen Seite zeigen sich 76 Prozent sehr offen: Ärzte sollten wann immer möglich, Unterstützung von KI erhalten, lautet ihr Motto. 46 Prozent wären auch damit einverstanden, wenn ihre Daten zum Training von KI genutzt würden.
Und wie steht es um die elektronische Patientenakte?
Vertrauensbildende Maßnahmen scheinen aber auch noch in Sachen elektronische Patientenakte (ePA) notwendig zu sein. Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer (58 Prozent) sorgt sich um die Sicherheit ihrer Daten in der ePA.
17 Prozent haben angegeben, dass sie der ePA bereits widersprochen haben oder dies noch tun werden. Gut informiert über die ePA fühlen sich laut der Umfrage aktuell 48 Prozent. (reh)













