Existenzgründeranalyse

Hausärztliche Niederlassung: „Trend zur Übernahme hochpreisiger Praxen“

Wenn schon, denn schon: Die Einzelpraxis bleibt das bevorzugte Modell hausärztlicher Existenzgründungen – und darf auch mal etwas mehr kosten.

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„Stand alone“ heißt auch bei Hausärztinnen und Hausärzten bevorzugt die Devise, wenn es in die Selbständigkeit geht.

„Stand alone“ heißt auch bei Hausärztinnen und Hausärzten bevorzugt die Devise, wenn es in die Selbständigkeit geht.

© Sergey Nivens / stock.adobe.com

Düsseldorf. Allgemeinmediziner nehmen für die eigene Niederlassung zusehends mehr Geld in die Hand: Nach einer aktuellen Auswertung (gemeinsam mit dem Zi) von 885 hausärztlichen Existenzgründungen spricht die apoBank von einem „Trend zur Übernahme hochpreisiger Praxen“.

Demnach entfiel im Beobachtungszeitraum 2023/24 annähernd ein Drittel (31 Prozent) der Einzelpraxisübernahmen auf Betriebe, die 100.000 Euro und mehr kosten sollten. Weitere 8,0 Prozent sogar auf Praxen zu Übernahmepreisen ab 200.000 Euro.

Zum Vergleich: Vor zehn Jahren ließen sich erst 19 Prozent der von dem Düsseldorfer Bankhaus begleiteten Hausärzte einen Praxiskauf (ideeller und materieller Wert) mehr als 100.000 Euro kosten – und lediglich 2,0 Prozent mehr als 200.000 Euro. Die Übernahme einer Einzelpraxis stellt unter Hausärztinnen und Hausärzten mit zuletzt 46 Prozent nach wie vor die bevorzugte Form der Niederlassung dar.

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Knapp 12 Prozent entschieden sich dagegen für die Neugründung einer Einzelpraxis und 9,5 Prozent für den BAG-Einstieg bei Umwandlung einer Einzelpraxis in ein Gemeinschaftsunternehmen. BAG-Neugründungen (2,7 Prozent) und -übernahmen (2,4 Prozent) rangieren ebenso unter „Ferner liefen“ wie der schlichte BAG-Beitritt (1,7 Prozent).

Landpraxen amortisieren am schnellsten

Durchschnittlich beläuft sich die Einzelpraxisübernahme laut apoBank inzwischen auf 112.300 Euro. Hinzu kommen im Mittel 78.000 Euro für Investitionen und Betriebsmittel – „doppelt so viel wie vor zehn Jahren“ –, womit der Gesamtaufwand im Schnitt 190.300 Euro beträgt (2013/14: 115.300 Euro). Für die Neugründung einer Einzelpraxis wurden zuletzt durchschnittlich 227.500 Euro fällig.

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis unter den Einzelpraxisübernahmen erzielen der Studie zufolge Einrichtungen in ländlichen Regionen, für die mittlere Gesamtkosten (Übernahme + Investitionen) von 151.700 Euro berichtet werden. Am höchsten ist mit durchschnittlich 205.000 Euro der Gesamtaufwand bei urbanem Einzelpraxiserwerb.

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Gleich zeitig seien Landpraxen aber auch profitabler – „im Durchschnitt lag der Praxisüberschuss einer Einzelpraxis 2023 über dem in der Großstadt“, betont Nicole Wortmann, Ressortleiterin „Gesundheitsmarkt“ der apoBank.

Hinzu käme „eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten“ für Existenzgründer in der Fläche. Wortmann: „„Für alle, die in die Selbständigkeit einsteigen wollen, sind ländliche Regionen attraktiv. Auf dem Land ist die Konkurrenz in der Regel deutlich kleiner, es fallen durchschnittlich geringere Investitionen an, und die laufenden Kosten sind niedriger.“

Teure Existenzgründung in Teilzeit

Und noch ein interessanter Befund: Hausärztliche Niederlassungen in Teilzeit kommen teils überdurchschnittlich teuer: Bei Übernahme eines halben Versorgungsauftrags durch BAG-Beitritt werden mit durchschnittlich 102.200 Euro etwa drei Viertel des Übernahmepreises fällig, der bei BAG-Eintritt mit voller Zulassung zu zahlen wäre.

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Erheblich günstiger sieht die Existenzgründung in Teilzeit aus, wenn sie als BAG-Eintritt bei Umwandlung einer Einzelpraxis in einen Gemeinschaftsbetrieb stattfindet; dann sind mit 40.500 Euro nur rund 40 Prozent des BAG-Eintritts in Vollzeit auf den Tisch zu legen. (cw)

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