Erfolg bei Beinschmerz nach Rücken-Op

Kommt es nach einer Op am Rücken zu anhaltenden Schmerzen im Rücken und Beinbereich, kann die epidurale Rückenmarkstimulation helfen. Ein solches Syndrom, kurz FBSS ("failed back surgery syndrom") genannt, kann etwa nach Bandscheiben-Op auftreten.

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Rücken-Op: Den Nervenwurzeln muss große Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Rücken-Op: Den Nervenwurzeln muss große Aufmerksamkeit zuteilwerden.

© Mathias Ernert, Orthopädische Uniklinik, Heidelberg

LÜBECK (mal). Der angelsächsische Begriff "failed back surgery syndrome" (FBSS) beinhaltet, dass nach einer Rücken-Op, typischerweise einer Bandscheiben-Op, aber auch Operationen bei Spinalkanalstenose oder Tumoren, anhaltende Schmerzen im Rücken und Beinbereich auftreten können.

Ursache von neuropathischen Beinschmerzen beim FBSS sei entweder eine direkte mechanische, chemische oder physikalische Alteration von Nervenwurzeln oder eine die Nervenwurzel komprimierende Narbe, eine sogenannte epidurale Fibrose.

Das berichten die Kollegen um Professor Volker Tronnier vom Uniklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, in einer Zusammenfassung der S3-Leitlinie "Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen" (Der Schmerz 2011; 5: 484).

Fast jeder Dritte mit einem FBSS

Die klinischen Beschwerden bei FBSS korrelierten nicht mit dem Ausmaß der Narbenbildung. Etwa 30 Prozent der Patienten nach spinalen Operationen entwickelten ein FBSS.

Außer an radikulären Beinschmerzen und Kreuzschmerzen leiden die Patienten häufig an Schlafstörungen, Depression, sozialen und ökonomischen Problemen, Alkoholismus und Medikamentenübergebrauch.

Nach Angaben von Tronnier und seinen Kollegen liegen zwei randomisierte Studien zur epiduralen Rückenmarkstimulation und FBSS vor sowie zwei Metaanalysen mit 37 und 74 berücksichtigten Studien.

In einer der beiden kontrollierten Studien, einer Multicenterstudie, habe ein Teil der 100 Studienteilnehmer mit überwiegend neuropathischem Beinschmerz die laufende medikamentöse Therapie (CMM = conventional medical medication) bekommen, die andere Gruppe zusätzlich eine epidurale Rückenmarkstimulation.

Nach sechs Monaten hatten die Patienten die Möglichkeit, in den anderen Therapiearm zu wechseln.

Patienten konnten den Therapiearm wechseln

Ergebnis: 10 Prozent der primär mit epiduraler Rückenmarkstimulation therapierten Patienten hätten in die medikamentös behandelte Gruppe gewechselt, aber umgekehrt 73 Prozent der primär medikamentös behandelten Patienten in die Gruppe mit Rückenmarkstimulation.

Primäres Endziel war eine mehr als 50prozentige Schmerzreduktion im betroffenen Bein. Dies erreichten 48 Prozent der zusätzlich mit epiduraler Rückenmarkstimulation behandelten Patienten und 9 Prozent der rein medikamentös behandelten.

Nach einem Jahr und einer Intention-to-treat-Analyse traf dies für 34 Prozent (Rückenmarkstimulation) und 7 Prozent (reine Pharmakotherapie) zu.

Stimulation bei ausbleibendem Erfolg

32 Prozent der Patienten hätten hardwarebezogene Komplikationen erlitten, 24 hätten operiert werden müssen, schreibt das Team um Tronnier. Hauptkomplikationen seien Elektrodendislokationen und Infektionen gewesen.

Kritisch sei zu dieser Studie anzumerken, dass in der Kontrollgruppe nur "conventional medical management" und nicht "best medical treatment" oder "best conventional treatment" angeboten wurde, das heißt, dass vor der Randomisierung die bislang durchgeführte Therapie nicht in Hinblick auf medikamentöse, physikalische oder verhaltenstherapeutische Maßnahmen optimiert wurde, so die Kollegen.

Fazit der Autorengruppe: Die epidurale Rückenmarkstimulation sollte beim FBSS mit prädominantem neuropathischem Beinschmerz bei Erfolglosigkeit konservativer Verfahren und Ausschluss psychologischer Kontraindikationen genutzt werden.

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