Arbeitsunfälle

Der Job als tödliches Risiko

Sturz vom Baugerüst, Schwerhörigkeit vom Maschinenlärm, Rückenleiden vom schweren Tragen. Zehntausendfach erleiden Arbeitnehmer Unfälle oder Krankheiten im Job. Neue Daten zeigen das Ausmaß.

Von Basil Wegener Veröffentlicht:
Vorsicht, Nagel!

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© Zerbor / fotolia.com

BERLIN. Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten endeten im vergangenen Jahr häufiger tödlich. Wie entwickelten sich die Risiken im Job über die Jahre insgesamt?

Einen Überblick gibt ein neuer Regierungsbericht zur Arbeitssicherheit, der am Mittwoch im Bundeskabinett beraten werden sollte - die wichtigsten Trends:

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Arbeitsunfälle auf einen neuen Tiefststand von rund 956.000 gesunken. Vor 20 Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele. Seitdem sank die Zahl kontinuierlich.

Grund für den Rückgang sind mehr Aufklärung und verstärkter Arbeitsschutz. Besonders oft kommen Arbeitsunfälle im Verhältnis zu den Beschäftigten im Bau sowie bei der Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung vor.

Auf der Straße gestorben

2014 endeten 639 Arbeitsunfälle tödlich. Zwar bedeutet dies einen Anstieg um 33 im Vergleich zum Vorjahr. Doch geht die Zahl seit Jahren zurück - waren es 1960 noch fast 4900 tödliche Unfälle, unterschritt die Zahl 2004 erstmals die 1000er-Marke und sank dann weiter ab.

Auffällig ist, dass er fast ausschließlich auf mehr Menschen zurückgeht, die während der Berufsausübung auf der Straße gestorben sind. Hier gab es einen Anstieg um fast 24 Prozent auf 152 Fälle.

Es liegt also nahe, hierin Auswirkungen des Wirtschaftsaufschwungs und der Ausweitung des Transportgewerbes zu sehen.

In welchen Branchen ist das Risiko am größten? Landwirtschaft und Jagd stehen mit 139 an der Spitze, gefolgt von Baustellenarbeiten und Bauinstallation mit 78 und dem Landverkehr, also etwa der Güterbeförderung auf der Straße, mit 76.

Auch diese Unfälle auf dem Weg zur Arbeit gingen zurück - nämlich von rund 188.000 auf 176.000. Vor zehn Jahren waren es noch 191.000, vor zwanzig 247.000. Tödliche Wegeunfälle gab es im vergangenen Jahr 332. Insgesamt ist sicherere Technik der Hauptgrund für einen Rückgang der Verkehrsunfälle in Deutschland.

Asbest - die große Herausforderung

Welche Trends gibt es bei den Berufskrankheiten? Ein Verdacht auf Berufskrankheiten wurde 2014 rund 75000 Mal registriert, 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Zahl schwankte in den vergangenen Jahren. Es gab 2014 rund 17.000 anerkannte Leiden dieser Art. Tödlich endeten Berufskrankheiten 2469 Mal (2013: 2357) - Hauptursache sind nach wie vor Asbestfolgeerkrankungen.

Die Bandbreite der Krankheiten ist groß - Beispiele: Verdacht auf Schwerhörigkeit wegen Lärms gab es rund 12.200 Mal, auf Bandscheibenleiden wegen schwerer Lasten oder Beugehaltung 5400 Mal, auf Lungen- oder Kehlkopfkrebs wegen Asbest 4300 Mal oder auf berufsbezogene Hautkrankheiten 24.400 Mal.

Was ging der Wirtschaft durch Arbeitsunfähigkeit verloren? Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeitsdauer von 14,4 Tagen je Arbeitnehmer ergaben sich im vergangenen Jahr 543 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage. Die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle werden auf 57 Milliarden Euro geschätzt.

Die Unfälle in Schule, Tagesbetreuung und Hochschule nahmen um 5,9 Prozent auf 1,28 Millionen zu, die auf dem Schulweg um 2 Prozent auf 110.000 ab. Tödlich endeten 36 Unfälle auf dem Schulweg und sechs während der Schulzeit.

Teilhabe am Leben

Nach einem Arbeitsunfall, einer Berufskrankheit oder auch bei einer drohenden Berufskrankheit sichert die gesetzliche Unfallversicherung bestehende Beschäftigungsverhältnisse mit allen geeigneten Mitteln. Hierzu erbringen die Unfallversicherungsträger primär Leistungen der medizinischen Rehabilitation und, wo dies nicht ausreicht, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben.

Parallel dazu werden bei Bedarf Hilfen zur Bewältigung der Anforderungen des täglichen Lebens und zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft sowie zur Führung eines möglichst selbstständigen Lebens bereitgestellt. (dpa / eb)

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