Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, leiden auch die Kinder mit
Deutsche Krebshilfe strebt eine flächendeckende psychosoziale Betreuung von Kindern an, bei denen Mutter oder Vater an einer Tumorerkrankung leiden.
Veröffentlicht:HEIDELBERG (bd). Fast 200 000 Kinder unter 18 Jahren erleben pro Jahr die Krebsdiagnose eines Elternteils. Ein Drittel von ihnen wird im Laufe der Erkrankung psychisch auffällig. Unterstützungsangebote für die betroffenen Kinder und ihre Eltern existieren in Deutschland bislang nur sporadisch. Um den Kindern ein flächendeckendes und wissenschaftlich fundiertes Betreuungsangebot machen zu können, hat die Deutsche Krebshilfe ein Förderschwerpunktprogramm "Psychosoziale Hilfen für Kinder krebskranker Eltern" initiiert.
Ziel des mit 2,8 Millionen Euro zunächst für drei Jahre geförderten Programms ist es, das Thema verstärkt in die Öffentlichkeit zu bringen sowie bereits bestehende psychosoziale Angebote zu evaluieren und zu vernetzen, sagte die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Professor Dagmar Schipanski in Heidelberg, einem der fünf Standorte des Forschungsverbundes. Langfristig werde angestrebt, ein bundesweites qualitätsgesichertes psychosoziales Versorgungsnetz für die betroffenen Kinder und Familien zu schaffen. Dabei gehe es darum, präventiv einzugreifen, noch ehe psychische Störungen bei den Kindern aufgetreten seien. "Was wir wollen ist eine familienfreundliche Onkologie", sagte die Präsidentin.
Das speziell an die Kinder Krebskranker adressierte Programm sieht Professor Dirk Jäger, der Ärztliche Leiter des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg als weiteren wichtigen Baustein im interdisziplinären Behandlungskonzept am NCT an.
Begleitend zu Gesprächen, die Ärztinnen und Psychologinnen den betroffenen Kindern und Eltern am Zentrum für Psychosoziale Medizin anbieten, wird in Heidelberg schwerpunktmäßig erforscht, wie sich das Krebsleiden eines Elternteils auf Kinder in der Pubertät auswirkt.
Am Punkt der Ablösung von den Eltern könne deren Krankheit für die Jugendlichen schwerwiegendere psychische Folgen haben als für kleinere Kinder, sagte Professor Franz Resch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Heidelberg. An dem wissenschaftlichen Verbundprojekt unter der Federführung des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf sind die Unikliniken Heidelberg, Leipzig, Magdeburg und die Charité beteiligt.