Kommentar – Lauterbach-Vorschläge

Zweifelhafte Anreize

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Man könnte es als Herumdoktern an Symptomen bezeichnen. Es geht um den Vorschlag von Professor Karl Lauterbach, ein Sonderbudget für Fachärzte einzurichten. Damit sollen Anreize geschaffen werden, um neue Patienten aufzunehmen. Wartezeiten bei Kardiologen, Rheumatologen und Psychiatern könnten so reduziert werden, so der SPD-Politiker.

Worauf diese Annahme beruht, bleibt sein Geheimnis. Die Versichertenbefragung der KBV (2008 bis 2017) weist aus, dass 40 Prozent der Befragten am selben Tag einen Termin beim Haus- oder Facharzt erhalten – in der Praxis oder am Telefon. 11 bis 15 Prozent warten länger als drei Wochen. Auch von einer deutlichen Bevorzugung privat Versicherter könne so nicht die Rede sein. Das belegen die Zahlen.

Doch zurück zu den Anreizen: Indirekt wirft Lauterbach Fachärzten vor, aus Profitstreben eher Chroniker einzubestellen als neue Patienten aufzunehmen – eine steile These. Wir predigen doch immer, wie wichtig die engmaschige Betreuung von Chronikern ist, um Ko-Morbiditäten frühzeitig zu erkennen.

Die Vorstellung, das Problem mit einem Sonderbudget zu lösen, ist Aktionismus. Die SPD feilt noch an ihrem Vorschlag. Am Ende sollte ein schlüssiges Konzept stehen und mehr als eine Finanzspritze.

Lesen Sie dazu auch: Reformvorschlag: Lauterbach will Erstkontakte extra vergüten

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