Zu viele Hürden auf dem Weg nach Gran Canaria

Europa ohne Grenzen? Offenbar gilt das nicht für Ärzte: Dr. Christian Pilot wollte in Spanien vertretungshalber als Arzt arbeiten - doch sein Vorhaben scheiterte. Erst reagieren die spanischen Behörden nicht auf sein Ansinnen, dann fehlt ihm die Unterstützung seiner Kammer.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Der Arztausweis sollte Dr. Christian Pilot das Tor zu Europa öffnen.

Der Arztausweis sollte Dr. Christian Pilot das Tor zu Europa öffnen.

© Privat

KÖLN. In Zeiten des grenzenlosen Europa hat sich Dr. Christian Pilot alles etwas einfacher vorgestellt. Der Düsseldorfer Frauenarzt im Ruhestand wollte in Spanien vertretungshalber als Arzt tätig werden, ist bislang aber damit gescheitert, von den spanischen Behörden die Anerkennung und Übertragung der notwendigen Urkunden zu erhalten.

In der Hoffnung auf Unterstützung hat er sich an die Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) gewendet, ist aber auch dort enttäuscht worden.

Pilot ist 73 Jahre alt. Er war viele Jahre in Düsseldorf als Frauenarzt niedergelassen, hat dann als Schiffsarzt gearbeitet und verschiedene Vertretungen übernommen.

Um auch außerhalb Deutschlands ohne Probleme ärztlich tätig werden zu können, hat er in Großbritannien und Spanien die Anerkennung als Arzt beantragt und die dafür erforderlichen Dokumente eingereicht.

"In Großbritannien war das eine Sache weniger Wochen, dann war alles erledigt", sagt Pilot der "Ärzte Zeitung". Ohne Probleme habe ihn das General Medical Council als "Medical Practitioner with specialist registration" ins Melderegister aufgenommen und ihm das entsprechende Zertifikat ausgestellt.

Ganz anders in Spanien. Seit mehr als einem Jahr wartet der Arzt auf eine Antwort der dortigen Behörden.

Wer blockt eigentlich im spanischen Ministerium?

Pilot wollte in Gran Canaria in einem Hotel einen befreundeten Arzt vertreten. Das hat sich inzwischen erledigt. "Es geht mir aber ums Prinzip", betont er. "Nach EU-Recht habe ich ein Anrecht darauf, dass meine deutschen Urkunden umgeschrieben werden."

Trotz immer wieder neuer Anläufe erreicht er in Spanien nichts. Er habe beglaubigte Kopien bei der zuständigen Gestoria Pons in Madrid eingereicht, aber keine Reaktion erhalten, berichtet er. "Ich bekomme nicht heraus, wer im spanischen Gesundheitsministerium das Verfahren blockiert", sagt er.

Deshalb hat er sich im September 2011 hilfesuchend an die ÄKNo gewandt. Seine Hoffnung: Die Kammer unterstützt ihn als Standesvertretung und setzt sich mit Nachdruck bei den spanischen Behörden für ihr Mitglied ein.

Doch bei der ÄKNo gerät Pilot offensichtlich auch nicht an die richtigen Ansprechpartner. Trotz mehrmaliger Kontaktaufnahme - persönlich, per Telefon und per Mail - tut sich nichts, er wird immer wieder vertröstet.

Der Arzt fühlt sich verschaukelt. "Seit 40 Jahren zahle ich meine Beiträge an die ÄKNo, und wenn ich jetzt einmal ihre Hilfe benötige, dann herrscht Stillschweigen." Wenn es Gründe dafür gebe, dass man ihm nicht weiterhelfen kann, dann solle man sie ihm wenigstens mitteilen.

"Man wird einfach für dumm verkauft", ärgert er sich. Inzwischen ist Bewegung in die Sache gekommen. Dem Frauenarzt ist es gelungen, ein persönliches Gespräch mit dem ÄKNo-Vizepräsidenten Bernd Zimmer zu führen.

Die ÄKNo hat das spanische Gesundheitsministerium angeschrieben und um Klärung gebeten. Eine Reaktion steht noch aus.

Interne Kommunikation der Kammer funktionierte nicht

Die Kammer hat sich in dieser Frage nicht mit Ruhm bekleckert", räumt Zimmer gegenüber der "Ärzte Zeitung" ein. In der internen Kommunikation ist nach seinen Angaben in diesem Fall einiges schief gelaufen.

Ein Grund dafür sei, dass die Anfrage von Pilot in eine Zeit des Umbruchs bei der ÄKNo fiel: Zum einen gab es einen Wechsel in der medizinischen Geschäftsführung. Zum anderen war die Kammer im Herbst 2011 zunächst durch die schwere Krankheit und dann durch den Tod des Präsidenten Professor Jörg-Dietrich Hoppe geprägt.

Dennoch hätte die Angelegenheit auf keinen Fall so lange dauern und unkoordiniert laufen dürfen, betont Zimmer. "Ich kann verstehen, dass Dr. Pilot von der Kammer enttäuscht ist."

Er habe sich persönlich entschuldigt. Pilot begrüßt das Engagement des Vizepräsidenten, an seinem schlechten Eindruck von der Arbeit der Kammer ändert das aber nichts.

Von seinem ersten Gespräch bei der ÄKNo bis zu dem Tag, an dem sie das gewünschte Schreiben nach Spanien geschickt hat, seien schließlich volle sieben Monate vergangen.

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