Hautkrebs-Screening - Hautärzte haben die Nase vorn

Seit einem Jahr gibt es in Deutschland das Hautkrebsscreening als Kassenleistung. Eine Zwischenbilanz zeigt: Zwar wurden 60 000 Hausärzte geschult. Doch die eifrigsten Anbieter des Screenings sind eindeutig die Dermatologen.

Von Philipp Grätzel Veröffentlicht:

BERLIN. Seit dem 1. Juli 2008 bezahlt die GKV Versicherten ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre eine Inspektion der Haut, um frühe Hautkrebserkrankungen und Hautkrebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen. Die Abrechnung der Screening-Leistung durch Dermatologen und Hausärzte erfolgt extrabudgetär über die EBM-Ziffern 01745 und 01746. Die Vergütung liegt bei 605 Punkten, also 21,18 Euro.

Derzeit erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 133 000 Menschen neu an Hautkrebs. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen handelt es sich um den besonders bösartigen schwarzen Hautkrebs, das maligne Melanom. "Weil die elektronische Dokumentation der Screening-Daten erst ab Januar 2009 erfolgte, können wir zum medizinischen Effekt des GKV-Screenings erst in einigen Monaten belastbare Aussagen treffen", sagte der Generalsekretär des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD), Dr. Klaus Fritz. Erste Daten der KV Hessen lassen den Rückschluss zu, dass bei etwa jedem zehnten gescreenten Patienten der Verdacht auf einen Hautkrebs geäußert wird.

Was die Inanspruchnahme des Screenings angeht, geht die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) von etwa vier Millionen Menschen aus, die bis Ende Juni 2009 am Screening in dermatologischen Praxen teilgenommen haben werden.

"Wir wissen auch, dass derzeit 75 Prozent der Screeninguntersuchungen bei Dermatologen gemacht werden", sagte Fritz. Rechnet man das hoch, käme man auf etwa 1,3 Millionen Screenings bei Hausärzten, etwa 5,3 Millionen insgesamt. Die Hochrechnungen von DDG und BVDD sind im Einklang mit ersten Zahlen einiger KVen und der KBV. So hat die KBV Zahlen für das dritte Quartal 2008, wonach die EBM-Ziffer 01746 etwa 305 000 Mal und die Ziffer 01745 etwa 1,14 Millionen Mal abgerechnet wurde. Der Trend scheint sich im vierten Quartal 2008 bestätigt zu haben. Von der KV Hessen gibt es dazu Zahlen: Die Ziffer 01746 wurde 35 000 Mal, die Ziffer 01745 etwa 85 000 Mal abgerechnet.

Dass 3300 screenende Hautärzte soviel mehr Hautkrebs-Screening-Untersuchungen abrechnen als 60 000 im Prinzip dafür geschulte Hausärzte dürfte mehrere Gründe haben. "Wir haben den Eindruck, dass die Patienten für das Screening gerne zum Facharzt gehen", sagte Fritz kürzlich bei einer Veranstaltung von DDG und BVDD anlässlich der Euromelanoma-Präventionswoche. Dermatologen dürften freilich auch in der Vermarktung des Screenings aktiver sein als Hausärzte. Das liegt zum einen daran, dass es sich um eine Krebserkrankung aus ihrem Fachgebiet handelt. Zum anderen ist für Dermatologen das Screening auch finanziell interessanter. Zudem steht ihnen beim Screening eine breite Palette individueller Gesundheitsleistungen zur Verfügung

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