Mindestmengen und Zentrenbildung

Barmer will in Baden-Württemberg bei Klinikqualität mehr Orientierung

In Baden-Württemberg setzt die Krankenkasse Hoffnungen auf den Ausbau der Telemedizin und mehr Klinikqualität durch Mindestmengen und Zentrenbildung.

Von Michael Sudahl Veröffentlicht:
Bei der Suche nach der richtigen Klinik fühlen sich viele Patienten wie im Irrgarten, kritisiert die Barmer.

Bei der Suche nach der richtigen Klinik fühlen sich viele Patienten wie im Irrgarten, kritisiert die Barmer.

© djama/Stock.adobe.com

STUTTGART. Digitalisierung oder Umstrukturierung bei den Krankenhäusern sind Themen, die für die Barmer in Baden-Württemberg Vorrang haben. Das machte deren Landesgeschäftsführer Winfried Plötze kürzlich bei einem Pressegespräch klar.

Die elektronische Gesundheitskarte sei seit Jahren in Planung, 1,5 Milliarden Euro seien bisher investiert worden, doch ohne großen Erfolg, kritisiert Plötze. Zu groß sei die Angst vor Hackern und Cyberangriffen. Das dürfe jedoch kein Vorwand sein, die digitale Vernetzung zu verhindern, warnte er.

Notwendig sei eine einheitliche bundesweite Lösung. "Es bringt nichts, wenn wir als Barmer zwar fortschrittlich denken und eine interne Lösung erarbeiten, die dann aber nur bei bestimmten Systemen funktioniert,". Die Politik sei am Zug, die E-Card bundesweit voranzubringen.

Baden-Württemberg ist vorn

An dem Ausbau der Digitalisierung im Gesundheitswesen habe die Barmer großes Interesse – so unterstütze sie Start-up-Unternehmen. Baden Württemberg habe hier eine Vorreiterrolle bei der Telemedizin übernommen. Beispiel ist das von der Landesärztekammer genehmigte Modellprojekt der KV zur Fernbehandlungen.

Die Barmer arbeite in diesem Bereich etwa mit Pädexpert zusammen. Der Anbieter ermöglicht es Kinderärzten, im Beisein von Kind und Eltern eine Videosprechstunde zu einem Facharzt zu schalten, der bei Unsicherheiten des Kindesarztes weiterhelfen und aus der Ferne eine Diagnose stellen kann. Dieses Modell erspare Eltern lange Anfahrts-und Wartezeiten bei Spezialisten, warb Plötze.

Auch das Thema Mindestmengen in Kliniken beschäftigt die Kasse. Sie fordert eine Ausweitung der Indikationen über die bisher sieben Eingriffe hinaus, die der Gemeinsame Bundesausschuss festgelegt hat. Erst im vergangenen Dezember hat der Bundesausschuss die Regelung zu Mindestmengen nachgeschärft.

Plötze zeigt sich überzeugt, dass man mit der Landeskrankenhausplanung und dem Strukturfonds der gewünschten Qualität bei stationären Aufenthalten ein Stück näher kommen kann. Die Bildung von Geriatrie- oder Onkologie-Zentren könne dabei helfen.

Für die Barmer sei die Transparenz für Versicherte ein wesentlicher Faktor. "Die Versicherten müssen wissen, wo die besten Ergebnisse erzielt werden", sagt Plötze. Geplante Eingriffe müssten nicht mehr in jedem Krankenhaus vorgenommen werden, wenn die Patienten wüssten, dass eine Konzentration von Leistungen das Ergebnis verbessere.

Kasse setzt auf eigenen Navigator

Der "Krankenhaus-Navi" helfe bereits dabei, die geeignete Klinik zu finden. Geht es nach der Barmer, sollte dieser Service ausgebaut werden. Denn die Informationen aus der externen Qualitätssicherung seien für Versicherte in der Regel nicht verständlich.

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