Kommentar
Mehr Pflege kostet auch mehr Geld
Seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 wird der Begriff der Pflegebedürftigkeit als zu eng, zu verrichtungsbezogen diskutiert - und kritisiert. 14 Jahre später legen 32 Experten aus Patienten-, Senioren- und Behindertenorganisationen, Pflegeverbänden, Kassen, Gewerkschaften und Politik einen erweiterten Pflegebegriff vor. Kaum eine Pressemitteilung oder Stellungnahme, in der das nicht "ausdrücklich" begrüßt wird.
In der Tat: Mit dem neuen Pflegebegriff hat die Politik ein Instrumentarium an die Hand bekommen, um für mehr Leistungsgerechtigkeit in der Pflegeversicherung zu sorgen. Rund eine Million demenzkranke Menschen standen bislang im Abseits des SGB XI, da der MDK bei der Begutachtung allein nach körperlichen, nicht aber nach kognitiv-kommunikativen Defiziten fragte. Damit ist Schluss.
Doch bei aller Euphorie über den Perspektivwechsel: Die Frage der Finanzierung ist mit dem Vorschlag für eine differenziertere Begutachtung von Pflegebedürftigkeit noch nicht geklärt. Bundesgesundheitsministerin Schmidt fordert eine "offene" Diskussion, was der Gesellschaft mehr und vor allem gute Pflege wert ist. Zum Nulltarif gibt es sie nicht, diese gute Pflege. Jetzt ist zu hoffen, dass Politiker den Mut aufbringen, das den Bürgern auch offen zu sagen.
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