ADHS

Mehr Diagnosen auf dem Land

Daten aller GKV-Versicherten Kinder weisen auf mehr Diagnosen in ländlichen Regionen als in Städten hin.

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NEU-ISENBURG. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Diagnose ADHS steigt. Mehr als eine halbe Million sei inzwischen betroffen, Jungen drei Mal so häufig wie Mädchen, heißt es in einer Mitteilung des Versorgungsatlas.

Das Portal hat eine Studie des Zentralinstitutes für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) veröffentlicht, das nach eigenen Angaben erstmals Daten aller Versicherten in Deutschland analysiert hat.

Demnach hatten 2011 mehr als 519.000 von 11,8 Millionen gesetzlich versicherten Kindern und Jugendlichen die Diagnose ADHS von einem Arzt erhalten, 2008 waren es noch 465.000 von 12,5 Millionen Versicherten unter 18.

Besonders häufig wird ADHS in Rheinland-Pfalz, Bayern, Brandenburg, Thüringen und Sachsen diagnostiziert. Geringer als der Bundesschnitt seien die Diagnosen in Hamburg, Bremen, Hessen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

"Auffällig ist insgesamt eine geringere Diagnosehäufigkeit in großen Städten gegenüber weniger dicht besiedelten Kreisen", heißt es in der Mitteilung.

Werden die Prävalenzraten auf Kreisebene herunter gerechnet, seien die Raten generell im Südosten höher, besonders in einigen Kreisen in Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Bayern.

Was sind die Ursachen?

Über die Ursachen können die Studienautoren nur Vermutungen äußern: "Möglicherweise fallen hyperaktive Kinder in ländlichen Gegenden eher auf als in der Stadt", so die Autoren beim Versorgungsatlas.

Ihre zweite Erklärung: "Auch die Facharztdichte einer Region kann die konkrete Diagnosestellung beeinflussen."

Außerdem mutmaßen die Forscher über den sozialen Hintergrund der Familie: "Wir wissen aus anderen Studien, dass ADHS bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus doppelt so häufig diagnostiziert wird wie bei Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus", so Mitautorin Dr. Mandy Schulz.

Auch das Verordnungsverhalten der Ärzte variiert je nach Region: Am höchsten liegen die Raten in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hamburg, in Ostdeutschland liegen sie am niedrigsten.

Nach Angaben des ZI nimmt die Zahl der Verordnungen wieder ab: Nachdem sie zwischen 2008 und 2010 gestiegen waren, sei 2011 wieder das Niveau von 2008 erreicht - eine Erklärung ist die Änderung der Arzneimittelrichtlinie des GBA, so Ramona Hering, Autorin der Studie.

Nach dieser Änderung dürfen nur noch Fachärzten aus den kinderärztlichen, psychiatrischen und neurologischen Fachgebieten entsprechende Medikamente verordnen.

Die Autoren weißen darauf hin, dass die vorgelegten Daten "etwas niedriger als in anderen Studien aus Deutschland, etwa in Untersuchungen von einigen Krankenkassen" liegen.

"Um nur gesicherte Diagnosen zu erfassen, haben wir ausschließlich Fälle berücksichtigt, bei denen die Diagnose in wenigstens zwei Behandlungsquartalen gestellt wurde", so Hering. Bei Jungen gebe es "Hinweise, dass öfters einmalige, jedoch nicht bestätigte ADHS-Diagnosen" gestellt werden. (bee)

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