Zahnarztfehler

Jede zweite Beschwerde zur Rechnung

Trotz insgesamt 90 Millionen Zahnarztbehandlungen meldeten wenige Patienten 2016 einen angeblichen Behandlungsfehler, wie eine Analyse zeigt.

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BERLIN. Die zahnärztliche Patientenberatung hat im vergangenen Jahr knapp 2000 Eingaben und Beschwerden von Patienten nachgehen müssen. Von diesen stellte sich bei 30 Prozent heraus, dass der Einwand zutreffend gewesen sei.

Dies geht aus einem neuen Bericht der Beratung hervor, der der dpa vorliegt. Bei jährlich mehr als 90 Millionen Zahnarztbehandlungen sei diese Zahl überschaubar, hieß es bei Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) und Bundeszahnärztekammer (BZÄK).

Gut jede zweite Beschwerde (55 Prozent) drehte sich um das Thema (Kosten-)Vereinbarungen und Rechnungslegung – etwa mangelnde Aufklärung über die Behandlungskosten oder Honorarvereinbarungen sowie richtige Kostenplanung oder Rechnungen.

Ein Fünftel vermutet Unregelmäßigkeiten

Bei 22 Prozent der Beschwerden vermuteten Patienten Unregelmäßigkeiten im Zuge ihrer Behandlungen. "Absolut betrachtet machen vermutete Behandlungsfehler jedoch lediglich 240 Fälle aus", heißt es. Für die Klärung, ob es sich tatsächlich um einen Behandlungsfehler handle, seien andere Stellen zuständig.

KZBV und BZÄK hatten die zahnärztliche Patientenberatung erst 2016 initiiert. Entsprechend waren noch nicht alle Beratungsstellen einsatzbereit. Nach dem Bericht sind im vergangenen Jahr knapp 24.000 Beratungen durchgeführt worden.

Am häufigsten wurden Kosten- und Rechtsthemen (56,1 Prozent) abgefragt, vor allem die Prüfung von Heil- und Kostenplänen, Differenzen beim Eigenanteil oder Mehrkosten.

KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer erklärte: "Wichtiger Faktor für die ausgezeichnete Mundgesundheit ist nicht zuletzt die Eigenverantwortung der Patienten und ihre Mitsprache bei Therapieentscheidungen. Unsere Beratung stärkt die Patientensouveränität." Es löse Anliegen aktiv und sei kein Kummerkasten für unerwünschte Ereignisse.

BZÄK-Vizepräsident Dietmar Oesterreich argumentierte: "Dass es bei vielen Millionen zahnärztlichen Behandlungen im Jahr und dem komplexen Versorgungssystem auch zu Nachfragen oder Beschwerden kommt, lässt sich leider nicht völlig vermeiden."

Patientenschützer wollen Zentralregister

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert seit längerem die Einführung eines Zentralregisters zur Erfassung von Behandlungsfehlern. Dies lehne die Bundesregierung immer noch ab, so die Stiftung.

Auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) kritisiert, dass Daten zu Behandlungsfehlern in Deutschland nur punktuell vorlägen. Deshalb lasse sich auch das Gefährdungsrisiko nicht eindeutig beziffern. Der MDK legt ebenso wie die Ärzteschaft einmal im Jahr eine eigene Statistik über Behandlungsfehler vor.(dpa)

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