Kapitalanlage

Traditionelle Werte in der Hinterhand erhöhen Sicherheit

Internet-Aktien sind zwar im Höhenflug – Experten raten jedoch, Papiere traditioneller Lebensmittel- und Pharma-Konzerne nicht zu vernachlässigen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Old Economy als As im Ärmel? Nicht nur digitale Werte gehören ins Depot, raten Experten.

Old Economy als As im Ärmel? Nicht nur digitale Werte gehören ins Depot, raten Experten.

© Robert Kneschke - Fotolia

NEU-ISENBURG. Die Haltung vieler Börsianer scheint eindeutig: Internet- und Software-Unternehmen gehört die Zukunft. Inzwischen machen bereits sieben der nach der Marktkapitalisierung zehn größten Konzerne der Welt ihr Geschäft im weltweiten Datennetz oder mit Computer-Programmen: Amazon, die Google-Mutter Alphabet, Apple, Facebook, Microsoft und die beiden chinesischen Webgiganten Alibaba und Tencent.

Lediglich drei Unternehmen unter den Top Ten verdienen ihr Geld noch auf traditionelle Weise in der sogenannten "Old Economy" – der alten Wirtschaftswelt: die US-Investmentbank JP Morgan, der Konsumgütergigant Johnson & Johnson und der Ölkonzern Exxon Mobil.

Anders als zur Jahrtausendwende sehen Experten beim gegenwärtigen Höhenflug der Internet-Aktien zwar keine Blasengefahr. "Die neuen Superstar-Konzerne vereinen immer mehr Marktmacht auf sich", sagt Gottfried Urban, Vorstand der Altöttinger Vermögensverwaltung Bayerische Vermögen.

Amazon dominiert den Internethandel in den westlichen Industrienationen, Alibaba in China. Facebook ist unangefochtener Marktführer unter den Anbietern sozialer Netzwerke. Zudem fahren die heutigen IT-Konzerne stattliche Gewinne ein. "Alphabet, Apple und Microsoft verfügen zusammen über mehr als 500 Milliarden Euro Bargeld in ihren Bilanzen", rechnet Urban vor. "Dadurch sind sie in der Lage, neue innovative Firmen aufzukaufen, bevor diese zu einem Konkurrenten werden könnten."

Teure Tech-Werte

Allerdings werden die Papiere der IT-Branchengrößen auch zu sehr stolzen Preisen gehandelt. Aktien von Alphabet und Microsoft kosten mehr als das 25-Fache des Jahresgewinns. Hingegen sind Aktien von Unternehmen aus der Old Economy bereits für das 15- bis 17-Fache des Jahresgewinns zu haben. "Vor allem amerikanische Tech-Werte sind teuer", sagt Lori Heinel, Chefanlagestrategin der Bostoner Vermögensverwaltung State Street Global Advisors.

"Wir haben eine IT-Euphorie", sagt Sarah Ketterer, Vorstandschefin der Anlagegesellschaft Causeway Capital in Los Angeles. Das berge Risiken für Anleger, sagt Michael Hartnett, Chefstratege der US-Investmentbank Bank of America Merrill Lynch. "Die Anfälligkeit für Kursverluste ist hoch, falls die Unternehmen mit ihren Gewinnen enttäuschen."

Experten raten Anlegern deshalb, nicht ausschließlich auf IT-Werte zu setzen, auch wenn deren Kurse in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen sind als die von Konzernen aus traditionellen Wirtschaftszweigen. "Investieren Anleger ihr Vermögen zu einseitig, drohen hohe Verluste, wenn die Branche in Schwierigkeiten gerät", sagt Stephan Witt, Kapitalmarktstratege bei der Berliner Vermögensverwaltung Finum.Private Finance.

Vor allem Aktien von Herstellern klassischer Alltagsgüter sollten deshalb nicht im Portfolio fehlen, rät Urban. "Auch in zehn Jahren werden wir noch immer Produkte des täglichen Bedarfs – von Lebensmitteln bis zu Hygienemitteln – benötigen." Dazu zählen die deutschen Unternehmen Beiersdorf und Henkel, Danone aus Frankreich und Nestlé aus der Schweiz sowie die US-Konzerne Johnson & Johnson und Procter & Gamble.

Pharmawerte als Anlageoption

Michael Farr, Präsident der Anlagegesellschaft Farr, Miller & Washington in der US-Hauptstadt, hält auch Pharmawerte für ein sinnvolles Investment. "Die steigende Zahl von Senioren in den Industriegesellschaften beschert der Branche Rückenwind."

Zu seinen Top-Empfehlungen für das gerade begonnene neue Jahr zählt Bristol-Myers Squibb. Der New Yorker Pharmahersteller profitiere einerseits von der hohen Nachfrage nach Bestsellern wie dem Gerinnungshemmer Apixaban und dem Krebsmedikament Nivolumab. "Gleichzeitig hat die Gesellschaft eine Reihe erfolgversprechender Neuentwicklungen in der Pipeline", sagt Farr.

Zudem biete die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent. Hingegen schütten IT-Konzerne keine oder nur deutlich geringere Dividenden aus. Bei Apple beispielsweise beträgt die Dividendenrendite nur 1,5 Prozent.

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