Ärzte kurbeln Gesundheitstourismus im Norden an

BAD SEGEBERG (di). Schleswig-Holstein will mit gesundheitstouristischen Angeboten Urlauber an- locken. Ein Kompetenzzentrum Gesundheitstourismus stellte die ersten Projekte vor.

Veröffentlicht:

Jahrelang hatte Dr. Wolf-Günther Riesenkampff im kleinen Urlaubsort Friedrichskoog an der Nordsee nach einem Nachfolger gesucht (wir berichteten). Zu einer Lösung kam es erst, als sich für den Badearzt ein zusätzliches Betätigungsfeld eröffnete.

"Power Up - Gesund Schlafen in Friedrichskoog" nennt sich das vom Kompetenzzentrum geförderte Pilotprojekt, bei dem Urlauber mit chronischem Schlafmangel angesprochen werden. Mit einer Kombination aus präventivmedizinischen und touristischen Programmen sollen die Urlauber wieder gesund schlafen lernen. Der neue Badearzt des Ortes ist Allgemeinarzt und Homöopath Jürgen Muthmann. "Nach 14 Jahren badeärztlicher Tätigkeit im Hochschwarzwald und in St.-Peter-Ording kann ich beurteilen, ob ein Projekt in diesem Bereich innovativ ist - dieses ist es. Es gibt großen Bedarf für dieses Angebot", sagte Muthmann der "Ärzte Zeitung".

Er nimmt eine Eingangs- und eine Ausgangsuntersuchung vor, dokumentiert die Veränderungen und gibt Empfehlungen, wie die Urlauber das Erlernte anschließend im Alltag umsetzen können. Für Muthmann war das neue Angebot ein wichtiger Grund, sich in dem kleinen Ort niederzulassen. Die Schlafkur kostet den Gesundheitsurlaubsgast für 13 Tage je nach Saison ab 1879 Euro, dafür können bis zu vier Personen mitreisen.

Auch die beiden anderen Projekte setzen auf die Präventivmedizin. Die Segeberger Kliniken haben einen Medical Check-up entwickelt, der über dreieinhalb Tage neben einem umfassenden Eingangstest und einem individuell zugeschnittenen Trainingsprogramm auch ein Wellnesspaket beinhaltet. Zusammen mit den Übernachtungen in einem Vier-Sterne-Hotel müssen Interessenten dafür 3995 Euro zahlen.

Beim dritten Projekt, der Gesundheitsreise ins Landhaus Trendermarsch auf Nordstrand, sind nach Angaben von Dr. Christian Pochhammer auch Zuschüsse der gesetzlichen Krankenkassen möglich. Der Urologe bietet neben Fünf-Sterne-Luxus unter dem Reetdach verschiedene Übungen zur Entspannung, Stressbewältigung und Bewegung. Dazu gehören unter anderem Aqua Jogging, Nordic Walking, Ernährungsberatung und Raucherentwöhnung. Drei Übernachtungen und Kurseinheiten kosten ab 442,50 Euro pro Person, wenn die Kasse den Höchstbetrag von 170 Euro beisteuert.

Gesundheitsministerin Dr. Gitta Trauernicht hält den Gesundheitstourismus für geeignet, die Übernachtungszahlen im Norden mittelfristig deutlich zu erhöhen. Voraussetzung ist nach ihrer Überzeugung, dass die Anbieter unverwechselbare Merkmale aufweisen. Nach ihren Angaben stehen weitere Anbieter mit ihren Projekten kurz vor dem Start.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie Hausärzte Fortbildung jetzt „feiern“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen