Gesundheitsinfos bei Online-Apotheken gefragt

Wer sich zu Gesundheitsthemen informieren will, schaut gerne bei Online-Apotheken und Kassen vorbei, ergibt eine Studie.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Gesundheit ist sexy: Im Web stöbern nicht nur Kranke auf der Suche nach Healthcare-Themen.

Gesundheit ist sexy: Im Web stöbern nicht nur Kranke auf der Suche nach Healthcare-Themen.

© Günter Menzl/Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Menschen surfen, twittern und bloggen. Die Kommunikation über das Internet betrifft Gesundheitsthemen in zunehmendem Maße, wie eine repräsentative, von der Kommunikationsagentur MS&L und dem Marktforschungsinstitut SKOPOS vorgestellte Gesundheitsstudie mit 1000 Teilnehmern -davon 31 Prozent chronisch Kranke - zeigt.

Danach ist das Internet nicht nur Informationskanal Nummer eins für die Bevölkerung, sondern wird auch für den Austausch und Dialog immer wichtiger. Zwei von drei Personen, die online sind, informieren sich dort aktiv zum Thema Gesundheit. Aus diesem Personenkreis gaben vier von fünf Nutzern an, sich auch ohne konkreten Anlass im Internet über Gesundheitsthemen zu informieren. Für die klassischen Medien Fernsehen, Print und Radio gaben dies nur 55 Prozent an. Die Informationsangebote von Krankenkassen, Gesundheitsportalen und Online-Apotheken sind die am meisten genutzten Seiten.

Als vertrauenswürdig gelten Websites von Ärzten, Kassen und Gesundheitsportalen. Schlusslicht sind die Seiten von Pharmaunternehmen. Mit der Qualität der Informationsangebote von Kassen und Online-Apotheken zeigen sich die Befragten am zufriedensten. Auch hier stehen die Pharmaunternehmen - gemeinsam mit Bewertungsportalen - am Ende der Skala.

Die meisten Menschen nutzen das Internet als Informationsquelle, um Daten und Fakten zu Krankheiten zu erhalten, gefolgt von dem Wunsch, Informationen über Medikamente zu bekommen und demnach Rat bei gesundheitlichen Problemen. Rund jeder vierte Onliner, der sich aktiv um Gesundheitsthemen kümmert, sucht nach Daten und Fakten zu neuen Therapien. Als Vorteile der Internetrecherche gaben die Nutzer an, dass sie nicht an Zeiten gebunden sind, dass die Informationen umsonst sind und dass sie auf Seiten verschiedener Institutionen zurückgreifen können.

Rund jeder zweite Online-Nutzer fühlt sich nach der Suche im Internet besser informiert. Jeder dritte sieht sich in der Lage, Informationen besser zu bewerten und viele von ihnen geben an, neue Therapien kennen gelernt zu haben. Weniger als 20 Prozent stellen ihre Verhaltensweisen um. 24 Prozent der chronisch Kranken und 13 Prozent der anderen Nutzer gaben an, dass nach Informationen von Gesundheitsseiten gegenüber Ärzten kritischer geworden sind. Weitere Ergebnisse:

  • Die Befragten wünschen sich Internetseiten zum Thema Gesundheit aktuell, fundiert, vielfältig, übersichtlich und unabhängig. Menschen mit hohem Bildungsgrad stehen Informationen zum Thema Gesundheit im Internet kritischer gegenüber. Männer vertrauen Informationen aus dem Netz weniger als Frauen.
  • Chronisch Kranke schätzen am Internet vor allem die Möglichkeiten, sich über ihre Krankheit auszutauschen. Bei dieser Gruppe zeigt sich auch eine große Bereitschaft, ihr Verhalten einer veränderten Informationslage anzupassen.

Die Studienautoren haben eine Typologie entwickelt, die die wichtigsten Akteursgruppen im Gesundheitsweb identifiziert (siehe Kasten). Die Typologien soll es Unternehmen und Institutionen einfacher machen, zielgenau die richtigen Personen im Netz anzusprechen, wenn es um den Dialog in den Sozialen Medien geht.

Netzwerker (= 26 Prozent) sind vor allem weiblich, jung (18 - 39 Jahre), aktiv, selbstbewusst und offen für alles, was das Web bietet: Foren, Chats, Diskussionen. Teil einer Gemeinschaft zu sein und sich aktiv einzubringen stehen ganz oben auf der Agenda der Netzwerkerin.

 

Smarte (= 17 Prozent) sind überwiegend weiblich und jung und zudem vergleichbar mit Netzwerkern, aber auf höherem Bildungsniveau und mit einem deutlich kritischeren Blick auf die Absender der Gesundheitsinformationen. Der Wunsch nach besseren Informationen zu Gesundheitsthemen, die kritisch hinterfragt und überprüft werden, und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein und das kollektive Wissen zu nutzen, kennzeichnen ihr Nutzungsverhalten im Web.

 

Forscher (= 16 Prozent) sind in den besten Jahren und besitzen eine hohe formale Bildung. Die überwiegend männlichen Forscher durchstreifen das Netz und sind vor allem auf der Suche nach Informationen zum Thema Gesundheit. In einer Gemeinschaft mit anderen zu sein, sich auszutauschen, ist für sie nicht wichtig. Eher schon die Qualität der Quellen, die sie nutzen, denn wird es kommerziell, erlahmt der Forscherdrang.

 

Beobachter (= 15 Prozent) finden sich in allen Bildungsschichten - vor allem bei den 40- bis 49-Jährigen. Passiv und eher zurückhaltend, so könnte man das Engagement des Beobachters im Web am besten umschreiben. Er weiß, was Foren und Blogs sind, und schaut sich auch den einen oder anderen Beitrag an, aber selbst zum Autor in Sachen Gesundheit zu werden, das ist ihm fremd - da verlässt er sich lieber auf die Empfehlungen und Bewertungen anderer.

 

Zaungäste (= 13 Prozent) beobachten das Geschehen aus sicherer Entfernung, denn eine aktive Beteiligung an der Diskussion von Gesundheitsthemen im Web kommt für sie nicht in Frage. Der Zaungast, der meist nur über einen mittleren Bildungsgrad verfügt, ist eher männlich als weiblich, älter als 40 Jahre und in vielen Fällen verheiratet.

 

Traditionalisten (= 13 Prozent) sind meist älter als 50 Jahre, besitzen einen formal eher niedrigen Bildungsgrad und leben in einer festen Partnerschaft. Web-Anwendungen nutzen sie - wenn überhaupt - nur selten. Sie verlassen sich auf den Arzt, den sie regelmäßig konsultieren und auf die Online-Angebote von Krankenkassen, Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendern, denn denen vertraut er. (di)

www.virtuelles-wartezimmer.de

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