Dr. Höhn aus Bargteheide

Glücklich mit der späten Niederlassung

Es traf Dr. Wulfram Höhn empfindlich, als sein Arbeitsplatz in einem Krankenhaus wegfiel, weil die Abteilung dicht gemacht wurde. Eine Niederlassung war für ihn nie ein Thema - jetzt ist er mit seiner eigenen Praxis glücklich.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Dr. Wulfram Höhn hat sich mit 51 Jahren niedergelassen. Er rät anderen Klinikärzten seiner Generation, sich mit dieser Option zu beschäftigen.

Dr. Wulfram Höhn hat sich mit 51 Jahren niedergelassen. Er rät anderen Klinikärzten seiner Generation, sich mit dieser Option zu beschäftigen.

© Dirk Schnack

BARGTEHEIDE. Er hatte ein tolles Team in der Frauen- und geburtshilflichen Abteilung des Asklepios Krankenhauses Bad Oldesloe, sagt Dr. Wulfram Höhn noch heute.

Er verweist auf Erfolge wie etwa die WHO-Auszeichnung "Babyfreundliches Krankenhaus".

Und hätte der Träger die Station im vergangenen Jahr nicht aus wirtschaftlichen Gründen gegen seinen und den Willen vieler Mitarbeiter geschlossen, würde Höhn wohl noch als leitender Oberarzt dort arbeiten.

Bis zu 1200 Scheine im Quartal

Der Diplom-Mediziner blickt mit Wehmut auf das Ende der Abteilung, hat aber längst einen neuen beruflichen Mittelpunkt, der mehr als ein Notnagel für ihn geworden ist: Höhn übernahm eine frauenärztliche Praxis und ist damit heute rundum zufrieden: "Das macht richtig Spaß."

Das liegt zum einen an dem hohen Patientenandrang. Die Frauen in und um seinen Praxisstandort Bargteheide (nördlich von Hamburg) nehmen die Praxis gut an. "Ich werde gebraucht, das ist ein gutes Gefühl", sagt Höhn.

Bis zu 1200 Patientinnen sieht er im Quartal, hinzu kommt ein guter Anteil an Privatpatientinnen. Zum anderen führt er die hohe Arbeitszufriedenheit auf sein Team zurück: "Ich habe alle drei Mitarbeiterinnen von meinem Vorgänger übernommen, und diese Entscheidung war goldrichtig. Sie sind motiviert, eingearbeitet und kennen die Patientinnen gut."

Es gibt aber noch weitere Gründe für seine Zufriedenheit: Höhn muss längst nicht mehr so viel arbeiten wie zu Klinikzeiten, als er rund zehn Mal im Monat Bereitschaftsdienste leisten musste.

Den Arbeitsalltag in seiner Einzelpraxis empfindet er nicht als stressig. Im Krankenhaus hatte er als kommissarischer Chefarzt nach oben offene Arbeitstage, die selten unter zwölf Stunden zu Ende waren.

Weiterhin als Honorararzt tätig

Und er hat eine Möglichkeit gefunden, den gewohnten Klinikalltag nicht ganz entbehren zu müssen: Höhn arbeitet alle sechs Wochen als Honorararzt in einem Klinikum in der Nähe Hamburgs.

"Kinder zur Welt bringen, Nachwuchs etwas beibringen, auf dem aktuellen Stand bleiben - ab und zu Klinikluft zu schnuppern, tut mir einfach gut", sagt Höhn zu seinem Ausgleich, der dazu noch gut bezahlt wird.

Unter dem Strich verdient Höhn heute nicht weniger als zu Klinikzeiten, arbeitet aber deutlich weniger. Ein weiteres Plus auf der wirtschaftlichen Seite für ihn war der unbefristete Arbeitsvertrag, der noch im öffentlichen Dienst geschlossen war.

Nach Schließung der Abteilung stand Höhn eine Abfindung zu, die ihm umfangreiche Investitionen in die Praxis erlaubten.

Das wirtschaftliche Risiko der Niederlassung war für ihn damit überschaubar. In finanziellen Dingen vertraut Höhn, der sich als Klinikarzt und "gelernter Ossi", wie er sagt, nie mit betriebswirtschaftlichen Fragen einer eigenen Praxis auseinander setzen musste, auf seinen Steuerberater.

Hinzu kommt die Beratung durch die KV, die er als Dienstleistung gerne in Anspruch genommen und als echte Unterstützung wahrgenommen hat.

Kollegen-Austausch fehlt

Nur eines fehlt ihm in seiner neuen Situation: Der tägliche Austausch mit den Kollegen. Ein wenig kann dies der monatliche Stammtisch mit anderen Frauenärzten der Region ausgleichen.

Unter dem Strich aber ist der überzeugte Kliniker erstaunt, wie gut es ihm als spät niedergelassenem Arzt geht: "Ich kann nur jedem Klinikarzt um die 50 empfehlen, sich ernsthaft mit dem Schritt in die Niederlassung zu beschäftigen."

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