Berufshaftpflicht wird zum Problem
Ilse Schlingensiepen ist Wirtschaftsjournalistin in Köln
Die Vorstellung ist schon absurd: In einer Gesellschaft, die sich dringend mehr Kinder wünscht, werfen viele freiberufliche Hebammen das Handtuch, weil sie die Berufshaftpflichtversicherung nicht mehr bezahlen können.
Der Grund für die starke Steigerung der Prämien ist nicht, dass den Hebammen immer mehr oder immer gröbere Fehler unterlaufen. Aber kommt es bei der Geburt zu einem Schaden, sprechen die Gerichte den Betroffenen immer höhere Entschädigungen zu. Wird eine lebenslange Pflege notwendig, gehen die Kosten leicht in die Millionen.
Das müssen die Versicherer in ihre Kalkulation einbeziehen. Die hohen Prämien sind deswegen keine Folge von Willkür oder Gier der Unternehmen, sondern der versicherungsmathematischen Grundsätze. Deshalb sind in diesem Fall nicht die Versicherer in der Pflicht, sondern der Staat muss in die Bresche springen und sich an einer für alle tragbaren Lösung beteiligen. Sie darf letztlich nicht bei den Hebammen Halt machen. Auch für die Frauenärzte, die in der Geburtshilfe tätig sind, werden die Beiträge für die Berufshaftpflichtversicherung zunehmend zum Problem - an dem sie keine Schuld trifft.