DMEA-Eröffnung

Lauterbach kündigt Digitalstrategie mit Mehrwert an

Ohne Strategie kann das deutsche Gesundheitswesen nicht sinnvoll weiter digitalisiert werden, betont Bundesgesundheitsminister Lauterbach zur Eröffnung des Health-IT-Treffs DMEA – und kündigt an, bald einen Ansatz zu liefern.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Ohne Strategie kann man das deutsche Gesundheitssystem nicht sinnvoll weiter digitalisieren, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Eröffnung der Health-IT-Messe DMEA.

Ohne Strategie kann man das deutsche Gesundheitssystem nicht sinnvoll weiter digitalisieren, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Eröffnung der Health-IT-Messe DMEA.

© Christoph Soeder / dpa / picture alliance

Berlin. Nach der parlamentarischen Sommerpause soll das deutsche Gesundheitswesen eine Digitalstrategie erhalten, die ihren Namen auch verdient – und zwar aus dem Hause des Bundesgesundheitsministeriums.

„Das deutsche Gesundheitssystem lässt sich nicht weiterentwickeln, ohne dass wir einen strategischen Ansatz fahren!“, postulierte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag in seiner Keynote zur Eröffnung der Health-IT-Branchenkonferenz DMEA in Berlin. „Ich verstehe mich als Digitalisierungsminister und stehe in der Bringschuld“, ergänzte Lauterbach.

Der Minister setzt dabei nach eigener Aussage nicht auf die Methode Par ordre du mufti, sondern bevorzugt den partizipativen Ansatz – will heißen, dass auch die Health-IT-Anbieter bei der anstehenden Digitalstrategie mitreden dürfen, wofür sich Gerrit Schick, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Gesundheits-IT, stante pede bedankte. Ebenso sei die Einbindung des Bundesdatenschutzbeauftragten Professor Ulrich Kelber vorgesehen.

Digitale Identität steht im Fokus

Inhaltlich liege ein Fokus auf der digitalen Identität vor allem auch der Patienten, da sonst die Möglichkeiten der Telematikinfrastruktur (TI) nicht ausgeschöpft werden könnten.

Die vielfach von Haus- und Fachärzten geforderte, ärztliche Perspektive auf die digitalen Anwendungen hat Lauterbach offensichtlich eingenommen: „Die elektronische Patientenakte ist und bleibt die Kernanwendung in der TI. Als Arzt benötige ich hier aber eine Suchfunktion, um relevante Befunde zu finden und Zeit zu sparen.“ Für Patienten wiederum bringe es Vorteile, wenn ein elektronisches Rezept eine Vorbestellfunktion für die Abholung in der Apotheke habe.

Eher flapsig reklamierte Lauterbach für sich, quasi der Spiritus Rector der ePA in Deutschland zu sein. Im Bundestagswahlkampf 2002 habe der damalige SPD-Kandidat Gerhard Schröder nach knackigen Digitalisierungsthemen für die Gesundheitsaspekte im Wahlprogramm gesucht. „Ich hätte damals nie so viel Phantasie gehabt, dass wir 20 Jahre später inhaltlich immer noch nicht viel weiter sind mit der ePA“, frotzelte Lauterbach.

Ozegowski soll Federführung übernehmen

Federführend soll die nationale Strategie zur Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens von Dr. Susanne Ozegowski geführt werden, die seit 1. April im BMG als Leiterin deer Abteilung 5 Digitalisierung und Innovation fungiert und damit die Nachfolge von Dr. Gottfried Ludewig angetreten hat.

Ozegowski war zuvor Geschäftsbereichsleiterin Unternehmensentwicklung der Techniker Krankenkasse (TK). Spannungen unter den Ampel-Koalitionären wie gerade bei anderen tagesaktuellen Fragestellungen erwartet der Minister bei der anstehenden Digitalisierungsstrategie nicht. „Alle drei Ampel-Partner sind fest davon überzeugt, dass wir im Gesundheitswesen Digitalisierung dringend benötigen – und zwar weit darüber hinaus, was im Koalitionsvertrag steht“, so Lauterbach.

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30.000 E-Rezepte bis Sommer angepeilt

Zuletzt richtete er noch einen Blick auf einige Mosaiksteine der laufenden Digitalisierung des Gesundheitswesens. Den Krankenhauszukunftsfonds bezeichnete Lauterbach für die deutschen Kliniken als „Senkrechtstart in die Digitalisierung“. 6000 Förderungsanträge seien bereits eingegangen.

„Es ist richtig, etwas zu stoppen, wenn es noch nicht richtig da ist“, merkte Lauterbach in puncto E-Rezept an – und gab sich optimistisch, bis zum Sommer die Zielmarke von 30.000 E-Rezepten erreicht zu haben, um dann mit dem Rollout beginnen zu können.

Rund 5,6 Millionen elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) seien bereits ausgestellt worden, der Arbeitgeberabruf der eAU werde derzeit vorbereitet, so Lauterbach.

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