50 Substanzen gegen Hepatitis C befinden sich in klinischer Prüfung

Proteasehemmer könnten schon bald zugelassen werden. Forscher gehen inzwischen eine Reihe weiterer Zielstrukturen des Hepatitis-C-Virus an.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Schema eines Hepatitis-C-Virus.

Schema eines Hepatitis-C-Virus.

© Hepatitis-C-Forum

BERLIN. "Bei Hepatitis C gibt es einen Taifun von neuen Substanzen", sagte Professor Stefan Zeuzem vom Uniklinikum Frankfurt am Main. 50 Substanzen befänden sich in der klinischen Prüfung, noch viel mehr in der Präklinik. Auf mehreren Ebenen werden mögliche Zielstrukturen angegangen: das Immunsystem, die Wirtzellstruktur und die Virusstruktur, so Zeuzem beim Symposium "Innovative Therapien in der Hepatologie" der Paul-Martini-Stiftung in Berlin.

Ein Ziel auf der Wirtzellseite ist das Cyclophilin. Dieses Molekül spielt eine Schlüsselrolle im Zyklus des HC-Virus, indem es die RNA-Polymerase NS5B aktiviert. Wird Cyclophilin ausgeschaltet, wird der gesamte HCV-Replikationskomplex aus NS5B und NS5A lahmgelegt. Ein Cyclophilinhemmer (Alisporivir) befindet sich in Phase-I/II-Studien. Die Heilung einer chronischen Hepatitis C könnte damit auch in Monotherapie, ohne Interferon möglich sein.

Weitere Zielstruktur ist das HCV-Protein NS3 (Nichtstrukturprotein). NS3 hat zwei Funktionen: Zum einen fungiert es als Protease und ermöglicht das Eindringen in Leberzellen, zum anderen wirkt es auch als Helikase und trägt zur Replikation des Virus in der Zelle bei. Der Proteasehemmer Telaprevir in Kombination mit PEG-Interferon und Ribavirin (Standardtherapie) erhöht bei Patienten mit HCV-Genotyp 1 die Rate des anhaltenden virologischen Ansprechens (SVR) auf 70 Prozent. Mit der Standardtherapie allein wird nur bei 44 Prozent der Patienten eine SVR erreicht. Ähnlich die Zahlen für den zweiten Proteasehemmer Boceprevir: Die Ansprechraten liegen hier bei 70 Prozent (Tripletherapie) versus 40 Prozent mit der Standardtherapie, so Zeuzem. Bei einem schnellen Therapieansprechen könnte bei Proteasehemmern in Kombination mit der Standardtherapie eine Dauer von 24 und 28 Wochen ausreichen.

Die genannten Ansprechraten galten allerdings nur für weiße Studienteilnehmer. Bei Farbigen lagen die SVR-Raten nur bei etwa 50 Prozent. "Früher wurde bei farbigen Patienten eine geringere Compliance vermutet, um die niedrigeren Ansprechraten zu erklären", sagte Zeuzem. Heute sei jedoch bekannt, dass die Ursache dafür ein Polymorphismus im IL28B-Gen ist. Der Austausch einer Base bewirkt eine geringere Ansprechrate.

Weitere Wirkstoffe, die die Protease oder die Polymerase von HCV hemmen, werden derzeit geprüft. Hier sind auch Kombitherapien zu erwarten.

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