Ablenkungstraining nützt Schmerzpatienten

Mit einem neuen Verfahren lernen Patienten, gezielt belastende Stimuli auszublenden. Schmerzen werden so verringert.

Veröffentlicht:

SYDNEY (rb/eis). Bei der sogenannten attention bias modification (ABM) lernen Patienten, die Aufmerksamkeit für bestimmte Stimuli zu verändern. Schmerzpatienten könnte das helfen, ihre Beschwerden zu reduzieren.

Das ABM-Verfahren wurde ursprünglich für Angstpatienten entwickelt. Die Patienten trainieren dabei am Computermonitor, ihre Aufmerksamkeit von angstbesetzten Begriffen abzuwenden. Dadurch sollen sie lernen, wie sie in reellen Situationen mit Angst ruhiger reagieren können.

In zwei Studien haben Psychologen der University of Sydney nun untersucht, ob das ABM-Verfahren auch bei Schmerzpatienten hilfreich ist (Pain 2012; 153: 722). Beteiligt waren 46 Patienten mit akuten und 34 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen.

Wortpaare auf einem Monitor eingeblendet

Sie erhielten nach dem Mechanismus von ABM Wortpaare auf einem Monitor vorgesetzt, wovon eines einen Aspekt von Schmerzempfindungen betraf und das andere neutral war (zum Beispiel "Herzklopfen" und "Segelboot" oder "unerträglich" und "metabolisch" oder auch "leidend" und "teuer").

Dem Training ging eine Testphase voraus, in der untersucht wurde, wie sehr die Aufmerksamkeit auf die belasteten Stimuli gerichtet war. Dann folgte das ABM-Training mit dem gezielten Versuch, die Aufmerksamkeit abzulenken. In einer Kontrollgruppe entfiel die Ablenkung.

Nach dem Training wurde ein weiteres Mal getestet. Die ganze Prozedur dauerte eine halbe Stunde. Patienten mit akuten Schmerzen trainierten einmal, chronisch Schmerzkranke viermal.

Forscher haben keine Erklärung

Drei Monate (akute Schmerzen) beziehungsweise sechs Monate (chronische Schmerzen) später befragten die Forscher die Patienten nach ihrem Befinden. Die Patienten der Interventionsgruppe berichteten im Vergleich zu Patienten der Kontrollgruppe über signifikant weniger Schmerzen, sowohl im Durchschnitt als auch zum Zeitpunkt der Befragung.

Die ABM-Patienten mit chronischen Schmerzen zeigten sich weniger ängstlich und waren körperlich weniger beeinträchtigt.

Eine Erklärung für den ABM-Effekt können die australischen Forscher nicht anbieten. Denn in keiner der beiden Studien hatten die Patienten vor dem Training dazu geneigt, besonders auf die belasteten Stimuli zu reagieren.

Und auch ein Trainingseffekt, der die Aufmerksamkeit weg von den belasteten hin zu den neutralen Begriffen gelenkt hätte, war nicht zu messen gewesen.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung