Ärzte versuchen Doppelschlag gegen fortgeschrittenen Lungenkrebs

BERLIN (grue). Mit der Zulassung des Enzym-Hemmers Erlotinib für die Therapie bei fortgeschrittenem Bronchialkarzinom (die "Ärzte Zeitung" berichtete) wurde die Tür für die biologischen Lungenkrebs-Therapien weit aufgestoßen. Auch der Angiogenese-Hemmstoff Bevacizumab ist ein Hoffnungsträger. Und es gibt bereits Studien, in denen beide Medikamente kombiniert werden.

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Erlotinib (Tarceva®) ist für die Zweitlinientherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) zugelassen. Es kann das Überleben der Patienten durchschnittlich um zwei Monate verlängern.

Die Substanz hemmt das Enzym Tyrosinkinase auf einem Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR, epithelial growth factor receptor) der Tumorzelle. Auch der Antikörper Bevacizumab (Avastin®) ist vermutlich bei metastasiertem NSCLC ähnlich wirksam, aber für diese Indikation noch nicht zugelassen. Der Wirkstoff bindet an einen weiteren Wachstumsfaktor, den VEGF (vascular endothelial growth factor), der die Gefäßversorgung der Tumorzellen reguliert.

Onkologen gehen davon aus, daß sich durch Kombination der beiden biologischen Wirkprinzipien der Therapie-Erfolg verbessern läßt. Wie Professor Michael Thomas von der Thoraxklinik Heidelberg bei der Fortbildungsveranstaltung "OnkoUpdate" in Berlin gesagt hat, wurde die Kombination in einer frühen klinischen Studie bei 40 bereits behandelten Patienten mit metastasiertem NSCLC geprüft. Ausgeschlossen waren Patienten mit Plattenepithelkarzinomen, da sie während einer Bevacizumab-Therapie ein erhöhtes Blutungsrisiko haben.

Nach durchschnittlich vier Therapiezyklen betrug die Remissionsrate 20 Prozent. Bei weiteren 65 Prozent der Patienten verzögerte sich das Tumorwachstum um etwa sechs Monate. Die mittlere Lebenszeit in der Gesamtgruppe betrug fast 13 Monate.

Dies sei ein beeindruckendes Ergebnis, so Thomas, denn selbst bei zuvor nicht behandelten Patienten lasse sich mit einer Platin-basierten Chemotherapie kaum mehr erreichen. "Außerdem ist diese Therapie viel verträglicher als eine Chemotherapie", sagte der Lungenspezialist auf der von Hoffmann-La Roche unterstützen Veranstaltung.

Mit der Anti-EGFR/VEGF-Behandlung waren schwere unerwünschte Wirkungen selten, dokumentiert wurden Hautausschläge, Infektionen und erstmals aufgetretene Hypertonie bei höchstens sieben Prozent der Patienten.

"In Zukunft sollten Kombinationen mit den neuen und gezielt wirksamen Medikamenten weiter geprüft werden", sagte Thomas. Allerdings gebe es Hinweise, das nicht alle Patienten gleich gut davon profitieren. Gründe dafür könnten unter anderem Besonderheiten in der Rezeptor-Synthese und -Regulation sein, die aber nur aufgedeckt werden können, wenn Tumorgewebe für eine immunhistologische Untersuchung zur Verfügung steht.

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