Sucht

Alkohol tötet jedes Jahr Zehntausende

Suchterkrankungen sind zu selten ein Thema, kritisieren Experten. Auch Hausärzte müssten Sucht gegenüber ihren Patienten mehr thematisieren. Das zeigt sich etwa beim Alkoholkonsum: Denn der stagniert auf hohem Niveau - mit drastischen Folgen.

Veröffentlicht:
Der Griff zur Flasche - in Deutschland kein seltenes Phänomen.

Der Griff zur Flasche - in Deutschland kein seltenes Phänomen.

© Uwe Anspach / dpa

BERLIN. Suchterkrankungen werden beim Hausarzt zu selten erkannt oder angesprochen. Darauf hat Dr. Theo Wessel, Geschäftsführer des Gesamtverbands für Suchtkrankenhilfe, am Mittwoch in Berlin hingewiesen.

Er forderte, die Früherkennung von Suchterkrankungen in die Regelversorgung einzubinden. Als problematisch beschrieb Wessel bei der Vorstellung des "Jahrbuches Sucht 2013" den weiterhin hohen Verbrauch an psychotropen Medikamenten.

Vier bis fünf Prozent aller verordneten Medikamente besäßen Suchtpotential, schreibt der Bremer Arzneimarktforscher Professor Gerd Glaeske in dem Buch. Zwischen 1,4 bis 1,5 Millionen Menschen seien abhängig, die Mehrheit davon von Benzodiazepinderivaten. Hauptgrund seien zu lange Verordnungszeiten.

Die Deutschen haben im vergangenen Jahr mit 82,4 Milliarden hochgerechnet mehr als fünf Milliarden Fertigzigaretten weniger geraucht als im Jahr zuvor. Endgültige Zahlen liegen noch nicht vor.

Hundertausende Krankheitsfälle durch Alkohol

Von einer "positiven Entwicklung" sprach Gabriele Bartsch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen am Mittwoch. Dennoch bleibe der Tabak einer der Hauptkiller in Deutschland. Mehr als 100.000 Todesfälle im Jahr gingen auf sein Konto.

Eine klare Trendumkehr ist beim Tabakkonsum ohnehin noch nicht zu erkennen. Der Rückgang kompensiert lediglich in etwa den Zuwachs von 2010 auf 2011. Zudem hat sich ein Teil des Konsums auf selbstgedrehte Zigaretten verlagert.

Der Verbrauch von Pfeifentabak ist laut der Daten des Jahrbuches seit 2010 um mehr als 250 Tonnen auf 1029 Tonnen im Jahr 2012 gestiegen. Jeder Bewohner Deutschlands hat nach Angaben der Hauptstelle 2012 rund 325 Flaschen Bier, 27 Flaschen Wein, fünf Flaschen Sekt und sieben Flaschen Schnaps getrunken.

74.000 Menschen sind an den Folgen des Alkoholkonsums gestorben. Die meisten von ihnen haben gleichzeitig geraucht. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland auf Platz 13 von 33 Ländern.

Psychische oder verhaltensbezogene Störungen durch Alkohol seien im Jahr 2010 mit 333.357 Behandlungsfällen die dritthäufigste Einzeldiagnose gewesen, beschreiben die Autoren des Jahrbuches den Beitrag von Alkohol zur Morbidität. (af)

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert