Frauen und Ältere besonders betroffen

Auch bei Normalgewicht: Abdominale Adipositas erhöht kardiometabolisches Risiko

Die bauchbetonte Adipositas ist auch bei Normalgewicht mit Hypertonie, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten verbunden. Die Autoren einer aktuellen internationalen Studie fordern daher neben der Messung des Body-Mass-Index auch die gleichzeitige Erhebung des Taillenumfangs.

Dr. Lydia Unger-HuntVon Dr. Lydia Unger-Hunt Veröffentlicht:
Abdominale Adipositas fördert entzündliche Zytokine und Hormone und führt zu Insulinresistenz, Dyslipidämie, Bluthochdruck und gestörter Glukoseregulation.

Abdominale Adipositas fördert entzündliche Zytokine und Hormone und führt zu Insulinresistenz, Dyslipidämie, Bluthochdruck und gestörter Glukoseregulation.

© mit KI generiert / Steffani / stock.adobe.com

Sydney. Eine abdominale Adipositas ist auch bei Personen mit Normalgewicht mit Hypertonie, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten assoziiert. Entsprechende öffentliche Gesundheitskampagnen sollten daher auch diese Personengruppe ansprechen, schreibt ein internationales Forscherteam um Dr. Kedir Y. Ahmed von der Charles Sturt University in Orange bei Sydney (JAMA Netw Open 2025, online 17. Oktober).

Daten zur abdominalen Adipositas bei Normalgewicht und deren Zusammenhang mit kardiometabolischen Endpunkten waren bislang nur begrenzt vorhanden. Die vorliegende Querschnittsstudie nutzte Daten aus einem Programm der Weltgesundheitsorganisation WHO (Stepwise Approach to Surveillance of Noncommunicable Disease Risk Factors), das von 2000 bis 2020 lief und 471.228 Teilnehmende aus 91 Ländern in unter anderem Europa, Amerika und Afrika einschloss (mittleres Alter 40,4 Jahre, 57,8 Prozent Frauen).

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung hat abdominale Adipositas

Die abdominale Adipositas bei Normalgewicht war definiert als Body-Mass-Index (BMI) von 18,5–24,9 kg/m2 bei gleichzeitig erhöhtem Taillenumfang (Frauen ≥ 80 cm, Männer ≥ 94 cm).

Zu den primären Endpunkten zählten Hypertonie, Diabetes, Gesamtcholesterin und Triglyzeride.

In Europa lag die Prävalenz der abdominalen Adipositas demnach insgesamt bei 61,6 Prozent, die Prävalenz der abdominalen Adipositas bei Normalgewicht betrug 27,7 Prozent (weltweit ist davon mehr als jeder fünfte Erwachsene betroffen).

Für Personen mit Normalgewicht und abdominaler Adipositas war weltweit ein signifikant höheres Risiko für Hypertonie (Odds Ratio [OR] 1,29), Diabetes (OR 1,81), erhöhtes Gesamtcholesterin (OR 1,39) und erhöhte Triglyzeride (OR 1,56) zu beobachten. In Europa waren unter anderem die folgenden Risikofaktoren mit abdominaler Adipositas assoziiert: Alter (30-44 Jahre OR 3,26, 60+ Jahre OR 10,1), weibliches Geschlecht (OR 2,82), Arbeitslosigkeit (OR 1,02) sowie körperliche Inaktivität (OR 1,10).

Viszerales Fett stärker mit Entzündung assoziiert

Die Verteilung von Körperfett sei also bezüglich kardiometabolischer Risikofaktoren entscheidender als der BMI alleine, da viszerales Fett stärker mit Entzündungs- und Stoffwechselrisiken verknüpft sei, kommentieren die Kollegen.

Sie schließen sich Empfehlungen von Fachgesellschaften wie der International Atherosclerosis Society an, die bereits die regelmäßige Messung des Taillenumfangs vorgäben, um Hochrisikopatienten besser identifizieren zu können. Demgegenüber würden andere Leitlinien weiterhin nur den BMI priorisieren, wodurch gefährdete Personen übersehen werden könnten.

Ähnlich wie bei globalen Erfolgen in der Tabakkontrolle könnten nun öffentliche Kampagnen und gesetzliche Maßnahmen wirksam sein. Als Beispiele erfolgreicher Maßnahmen gegen die abdominale und allgemeine Adipositas nennen die Forschenden Steuern auf Zucker, die bessere Verfügbarkeit gesunder Lebensmittel, Anreize für körperliche Aktivität und metabolische Screenings.

Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

Die alleinige Nutzung des BMI reiche jedenfalls zur Risikoeinschätzung nicht aus, BMI und Taillenumfang sollten immer gemeinsam bewertet werden, betonen die Kollegen abschließend.

Die Ergebnisse dieser Studie hätten zudem Relevanz für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Ziel 3.4: Bis 2030 die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um ein Drittel senken und die psychische Gesundheit und das Wohlergehen fördern).

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