GASTKOMMENTAR

Ballaststoffe sind empfehlenswert!

Von Heiner Boeing Veröffentlicht:

Schützen Ballaststoffe vor Dickdarmkrebs? Anscheinend nicht, meinen jetzt US-Forscher in der Zeitschrift "JAMA" (294, 2005, 2849). Sie berufen sich dabei auf die Ergebnisse einer Metaanalyse von 13 internationalen Kohortenstudien zum Thema Ernährung und Krebsrisiko.

Die Wissenschaftler fanden zwar Hinweise darauf, daß eine geringe Ballaststoffaufnahme (unter zehn Gramm pro Tag) mit einem erhöhten Risiko für Dickdarmkrebs assoziiert ist. Wurde nämlich nur das Alter der Studienteilnehmer berücksichtigt, ergab sich eine inverse Risikobeziehung: Je mehr Ballaststoffe aufgenommen wurden, desto geringer war das Krebsrisiko. Diese Beziehung war nach Berücksichtigung weiterer Variablen aber nicht mehr signifikant.

Damit stehen die JAMA-Ergebnisse scheinbar im Gegensatz zur EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie, einer europäischen Kohortenstudie mit 519 978 Teilnehmern. Denn nach ihren Ergebnissen sinkt das Erkrankungsrisiko für Dickdarmkrebs mit steigender Ballaststoffaufnahme um bis zu 40 Prozent (bei 35 g pro Tag).

Es gibt allerdings überzeugende Belege für einen positiven Effekt von Ballaststoffen auf Herz-Kreislauferkrankungen und Typ-2-Diabetes, dies bestätigen auch die JAMA-Autoren. Zudem kann nach neuesten Befunden eine ballaststoffreiche Ernährung auch Übergewicht vorbeugen. Daher sollte man den Nutzen der Ballaststoffe umfassender betrachten.

Am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, einem der EPIC-Studienzentren, werten wir die Ernährungsdaten daher zunehmend als Ganzes und in Form von Ernährungsmustern aus. Dieser methodische Zugang erlaubt es, dem multidimensionalen Charakter der Ernährung in Bezug auf das Erkrankungsrisiko besser gerecht zu werden.

Eine hohe Ballaststoffaufnahme durch eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Obst und Gemüse ist, sollte aufgrund der gesamten vorliegenden Evidenz weiterhin empfohlen werden.

Professor Heiner Boeing ist Leiter der deutschen EPIC-Studie und der Abteilung Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke.

Lesen Sie dazu auch: Schutz vor Darmkrebs durch Ballaststoffe in Frage gestellt

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