Bei Phlegmone, etwa der Hand, ist der Chirurg gefragt

MÜNCHEN (cin). Bagatellverletzungen mit kleinen oberflächlichen Defekten können schwere Folgen haben, etwa eine Phlegmone. Der Schmerz, der dann die Nachtruhe stört, ist eine der Hauptindikationen für die Überweisung zum Chirurgen. "Alleinige Antibiotikagabe ist kontraindiziert", erinnerte Professor Hans-Eberhard Schaller von der BG-Unfallklinik in Tübingen.

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Bei Bagatellverletzungen, die sich infizieren, ist schnelles Handeln sehr wichtig. "Denn die Gefahr von oberflächlichen Bagatellverletzungen besteht darin, dass sie sich durch die besonderen anatomischen Strukturen in der Hand ausbreiten und die Schwere der Infekte unterschätzt wird", so Schaller bei einem Kongress in München.

So können bei Verletzungen der Hand durch Bindegewebssepten Querverbindungen und durch Sehnen Längsverbindungen zwischen den Kammern entstehen, erklärte Schaller. In den Kammern kann sich dann durch die Infektion ein hoher Gewebedruck aufbauen.

"Eine Antibiotika-Therapie ohne chirurgische Intervention bleibt dadurch meist erfolglos", so Schaller. Sie sei lediglich eine zusätzliche Maßnahme. Zwar könne gut durchblutetes oberflächliches Gewebe durch Antibiotika geschützt werde. In der Tiefe könne sich der Infekt aber ungehindert ausbreiten. Denn durch den Druck nehme die Durchblutung ab und das infizierte Gewebe sei meist zerstört.

Kommt ein Patient mit einer Bagatellverletzung in die Praxis, ist bei der Diagnostik eine genaue Anamnese, etwa über den Unfallhergang, die Lokalisation der Eintrittstelle und die Schmerzentwicklung wichtig. Anschließend sollte die Schmerzausdehnung ertastet werden. Damit lässt sich abschätzen, wie weit sich die Infektion ausgebreitet hat. Ist die Hand infiziert, muss der Patient zum Chirurgen überwiesen werden, so Schaller. Wird die Infektion als Bagatelle abgetan, kann es sogar bis zur Amputation kommen. Und: Ein Patient, der nachts durch Schmerzen geweckt wird, gehöre in jedem Fall zum Chirurgen.

Die häufigsten Bagatellverletzungen sind etwa Fremdkörper-Verletzungen. Dabei werde der Unfallmechanismus häufig gar nicht bemerkt, so Schaller.



STICHWORT

Phlegmone

Als Phlegmone wird eine Infektion bezeichnet, die sich flächenhaft im interstitiellen Bindegewebe ausbreitet. Phlegmonen können kutan oder subkutan, inter- und intramuskulär, mediastinal und retroperitoneal lokalisiert. Erreger sind meist hämolysierende Streptokokken oder Staphylokokken. Die Patienten haben häufig Fieber und starke Schmerzen. Die Infektion breitet sich meist stark aus und zerstört das Körpergewebe. Werden Patienten unzureichend versorgt, etwa nur mit Antibiotika, kann es zu Sepsis und Tod kommen. (cin)

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