Ebola-Check

Besser vor dem Abflug!

Kanadische Forscher legen die Ergebnisse einer Modellrechnung vor.

Veröffentlicht:

TORONTO. Forscher der Uni Toronto plädieren für Abflugkontrollen auf Flughäfen in Guinea, Liberia und Sierra Leone als wirksamste Maßnahme, um den Gesundheitszustand Ebola-exponierter Personen einzuschätzen und die Ausbreitung zu bremsen.

Sie stützen sie sich auf Modellrechnungen mit Fluggastdaten von 2013, Flugpläne für September bis Dezember 2014 und epidemiologische Daten (Lancet 2014, online 21. Oktober).

Im Fokus der Modellrechnungen standen die Flüge aus Guinea, Liberia und Sierra Leone, die das Hauptgewicht der Ebola-Last zu tragen haben. Bestehende Reisebeschränkungen kalkulierten sie dabei ein.

Monatlich fliegen danach 2,8 Infizierte aus Guinea, Liberia und Sierra Leone ab. Alle 2,7 Monate verlässt ein Infizierter Guinea, alle 0,6 Monate Sierra Leone und alle 0,2 Monate Liberia. Um sie aufzuspüren, wäre es wirksamer, alle Abflugpassagiere auf den Flughäfen Conakry (Guinea), Monrovia (Liberia) und Freetown (Sierra Leone) zu screenen.

Ankunftskontrollen nach Nonstop-Flügen müssten auf 15 Flughäfen erfolgen. Auf den weltweit 1238 Flughäfen, zu denen keine Direktverbindungen aus dem Ebola-Gebiet bestehen, müssten 2512 Reisende gecheckt werden, um einen Passagier, infiziert oder nicht, aus Guinea, Liberia oder Sierra Leona aufzuspüren.

Sehr unwahrscheinlich, dass ein Passagier während des Flugs erkrankt

Zudem ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Passagier erst während des Flugs erkrankt - ein Argument für Ankunftskontrollen. Denn Flüge aus den drei Ländern dauern im Durchschnitt nur 2,7 Stunden.

29 Prozent der Flüge aus Guinea, Liberia und Sierra Leone führen in Länder mit hohem, 7 Prozent in solche mit mittlerem bis hohem Nationaleinkommen. Auf den Positionen eins und zwei der Zielstädte rangieren Accra (Ghana) und Dakar (Senegal). An dritter Stelle folgt London.

Das weist auf eines der größten Probleme hin: 60 Prozent der Flüge aus dem Ebola-Gebiet haben Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen zum Ziel. Dort aber ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass importierte Ebola-Infektionen entdeckt und behandelt werden.

Der Schaden durch Einschränkungen der internationalen Verbindungen in betroffenen Ländern - etwa durch ökonomische Einbußen mit Destabilisierung und weiter erschwerter Gesundheitsversorgung - ist gegen die mögliche Reduktion der Ebola-Ausbreitung abzuwägen, schreiben die Autoren.

Auch die WHO hatte bereits Mitte August zu Ausreisekontrollen aufgefordert. Weil das alles weitere Ressourcen des Gesundheitswesens in den Ebola-Gebieten beanspruchen würde, müsste die internationale Staatengemeinschaft diese Maßnahmen allerdings unterstützen. (rb)

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