Bier statt Schnaps - Alkopop-Steuer ohne Erfolg

AHLHORN (cben). Die Preiserhöhung für spirituosenhaltige Mixgetränke, die so genannten Alkopops, hat für suchtkranke Jugendliche keinen Erfolg gebracht.

Veröffentlicht:

Dieser Ansicht ist Jürgen Schlieckau, Abteilungsleiter und Sozialtherapeut in der Dietrich Bonhoeffer-Klinik, einem Suchtkrankenhaus für Jugendliche, in Ahlhorn bei Oldenburg. Kürzlich hat er als Konsequenz eine Petition an den Niedersächsischen Landtag gerichtet.

Zwar sei der Verkauf der spirituosenhaltigen Alkopops infolge der Sondersteuer im Jahr 2004 um 80 Prozent eingebrochen, sagte Schlieckau der "Ärzte Zeitung", "aber die Jungendlichen sind auf Alkopops umgestiegen, die Bier und Wein statt Wodka und Whisky enthalten." Diese Produkte sind mit keiner Sondersteuer belegt und entsprechend preiswerter.

Die Folge: In der Ahlhorner Suchtklinik habe man bei den Patienten vor der Therapie keine Abnahme des Alkopop-Konsums feststellen können. "Für die Jugendlichen in unserer Klinik sind die Alkopops eine Begleitdroge, die an vierter oder fünfter Stelle steht", erläuterte Schlieckau. Für ein großes Problem hält er die Wirkung der Alkopops in der Breite. So sei "das Einstiegsalter auf elf bis 13 Jahre gesunken."

Es sei wirkungslos, den Konsum von Alkopops zu verbieten, meint der Therapeut, "aber man kann die Preise erhöhen. Daß so etwas wirkt, hat sich gezeigt." Zwar lägen noch keine Zahlen über den Verkauf der neuen Mixturen vor, "aber es mehren sich die Hinweise, daß bier- und weinhaltige Alkopops sich weiter auf hohem Niveau verkaufen." Daß Politiker nicht handelten, sei eine Katastrophe, so Schlieckau: "Der Jugendschutz wird mit Füßen getreten."

In seiner Petition fordert er den Landtag auf, die Werbung für die Mixgetränke zu verbieten und diese zugleich zu verteuern. Aus dem Sozialministerium hieß es: "Die Petition wird nach der Sommerpause im Sozialausschuß behandelt."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Destatis

Männer liegen bei der Sterblichkeit vorn

Arzneimittel-Verschreibungsverordnung

Neue Zielgruppen für die Naloxon-Verordnung

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Suchtmedizin: ein spannendes und vielfältiges Betätigungsfeld

© Springer Medizin Verlag GmbH

Suchtmedizin: ein spannendes und vielfältiges Betätigungsfeld

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Hexal AG, Holzkirchen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Lesetipps
Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar