Makrophagen hergestellt
Blut aus dem Bioreaktor gegen Infektionen
HANNOVER. Bisher kann man Blut nicht künstlich in großem Maßstab herstellen, sondern nur durch Spenden generieren. Ein Team der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat eine neue Technik zur Blutherstellung entwickelt, teilt die MHH mit. In Bioreaktoren können kontinuierlich unterschiedliche, reife Blutzellen nach Bedarf hergestellt und in einem wöchentlichen Rhythmus über mehrere Monate geerntet werden (Nature Communications 2018; online 30. November).
„Unsere Technologie ist so effizient, dass wir die jetzigen Erkenntnisse in nur wenigen Schritten auf größere, noch effizientere Bioreaktoren übertragen können, um so Blutzellen im industriellen und qualitätskontrollierten Maßstab herzustellen“, sagt Privatdozent Dr. Nico Lachmann, MHH-Institut für Experimentelle Hämatologie, der gemeinsam mit Dr. Antje Munder, MHH-Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, die Forschungsarbeiten leitete. Die Erstautorenschaft der Publikation teilen sich Dr. Mania Ackermann, MHH-Institut für Experimentelle Hämatologie, und Dr. Henning Kempf, ehemaliger Mitarbeiter von Dr. Robert Zweigerdt, MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.
Zur Herstellung der Blutzellen verwenden die Forscher menschliche induzierte pluripotente Stammzellen. Sie werden aus Körperzellen hergestellt und können in nahezu jede Zellart differenziert werden, erinnert die MHH. Mit der neuen Technik hat das Team Makrophagen hergestellt. Diese wendeten sie dann im Tiermodell an: Eine durch Pseudomonas-Bakterien ausgelöste akute Lungeninfektion in Mäusen verlief sehr viel milder, wenn den Tieren zusätzlich Makrophagen verabreicht waren.
Pseudomonas-Bakterien gehören laut neuesten Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation zu den zehn gefährlichsten Krankheitserregern, und sie stellen beispielsweise für Menschen mit Mukoviszidose ein großes Problem dar. Auch für Patienten auf Intensivstationen sind multiresistente Pseudomonaden eine große Gefahr. Eine Makrophagen-Therapie könnte als Antibiotika-unabhängige Behandlung für diese Risikopatienten etabliert werden. „Aufgrund der Eigenschaften von Makrophagen, Bakterien zu bekämpfen, denken wir, dass das neue Herstellungsverfahren und die Makrophagen-basierte Therapie bei zahlreichen bakteriellen Infektionen hilfreich sein könnten und wir somit einen neuen therapeutischen Weg einschlagen können“, sagt Ackermann.
Die Forschungsarbeiten wurden unterstützt vom Exzellenzcluster REBIRTH (Von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie), von der Else Kröner-Fresenius- Stiftung, vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. (eb)