Positionspapier

Blutarmut im Alter sollte abgeklärt werden

Bei älteren Patienten gelten dieselben Grenzwerte für Blutanalysen wie bei jüngeren.

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BERLIN. "Anämie beim älteren Menschen ist keine normale Alterserscheinung, sondern gehört abgeklärt", so Dr. Gabriele Röhrig, Leiterin der Arbeitsgruppe Anämie im Alter der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG).

Zusammen mit Wissenschaftlern aus Köln, Hamburg und Mannheim hat sie die Belege dafür zusammengetragen, dass bei älteren Patienten dieselben Grenzwerte für Blutanalysen gelten wie bei jüngeren Patienten. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in einem neuen Positionspapier veröffentlicht (Eur Geriatr Med 2018; online 9. April), teilt die DGG mit.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es nur wenige Datenanalysen von peripheren Blutwerten bei älteren Menschen. Es wurde daher lange Zeit darüber diskutiert, ob bei dieser Patientengruppe andere Grenzwerte für die Diagnose einer Anämie herangezogen werden müssten und die Anämie-Prävalenz im höheren Lebensalter nur aufgrund "falscher" Grenzwerte vermeintlich hoch erschiene.

Die jahrelange Auseinandersetzung war berechtigt, denn die Grenzwerte der WHO zur Anämie-Definition aus dem Jahr 1969 waren willkürlich festgelegt worden, heißt es in der Mitteilung.

Sie waren abgeleitet aus Untersuchungen an jungen Männern und schwangeren Frauen. Ältere Menschen waren in keiner der berücksichtigten Untersuchungen eingeschlossen.

In Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe Anämie der DGG und dem Arbeitskreis Labor der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) wurde 2015 basierend auf Daten einer bundesweit tätigen Laborgemeinschaft eine Querschnittstudie initiiert, in die über einen Zeitraum von zwölf Monaten Daten von insgesamt 30.611 Patienten im Alter über 60 Jahre eingeflossen sind.

Daraus konnten unter Anwendung strenger Einschlusskriterien 4641 Menschen als hämatologisch gesund definiert und in die Analyse eingeschlossen werden.

Das Ergebnis: Alle Werte der erythrozytären Parameter ("kleines Blutbild") blieben im Bereich der DGHO-Referenzwerte und die Referenzwerte der WHO für die Anämie-Definition konnten damit bestätigt werden.

"Basierend auf diesen Daten kann jetzt der Diskussion um die Etablierung altersspezifischer Referenzwerte für Hämoglobin und erythrozytäre Parameter bei deutschen Patienten über 60 Jahren endlich ein Ende gesetzt werden", resümiert Röhrig.

"Die Referenzwerte für ältere Menschen in anderen Regionen der Welt könnten aber trotzdem abweichen." Das müsse regional untersucht werden. (eb/ikr)

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