Krebstherapie

Botenstoff lässt Adern schrumpfen

Forscher haben Anhaltspunkte für eine verbesserte T-Zell-Therapie gegen solide Krebstumoren gewonnen.

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BERLIN. Der Botenstoff Interferon-Gamma schneidet Tumoren offenbar die Blutversorgung ab, wie Forscher herausgefunden haben. Die Erkenntnisse könnten die T-Zell-Therapie gegen solide Krebstumoren verbessern, heißt es in einer Mitteilung des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC).

Das Forscherteam untersuchte, wie die Botenstoffe von T-Zellen die direkte Umgebung des Tumors beeinflussen (Nature 2017; 545: 98–102). T-Zellen geben neben dem Tumor-Nekrose-Faktor das Molekül Interferon-Gamma (IFN-Gamma) ab. "Wir wussten, dass IFN-Gamma maßgeblich über die Tumormikroumgebung gegen den Krebs wirkt," wird Erstautor Dr. Thomas Kammertöns in der Mitteilung zitiert. "Wir wollten nun herausfinden, welche Zellen genau das Ziel der Botenmoleküle sind."

Die Forscher züchteten genetisch veränderte Mäuse, die die Krebserkrankung nachbildeten. Darunter waren Tiere, bei denen nur die Zellen der Blutgefäße für das Botenmolekül empfänglich waren. In diesen Mäusen drängte das Interferon-Gamma die Adern aus den Tumoren zurück – der Tumoren starben daraufhin ab.

Diesen Prozess konnte das Forscherteam mikroskopisch an lebenden Mäusen detailliert beobachten. Doch nur die Zellen der Blutgefäße reagierten auf den Botenstoff. Als die Wissenschaftler den Wirkstoff gezielt auf andere Zelltypen richteten, wuchsen die Tumoren unverändert weiter.

"Zusammen mit dem Tumor-Nekrose-Faktor bildet IFN-Gamma ein starkes Team. TNF bringt die Tumorgefäße zum Platzen und öffnet dadurch das Gewebe. IFN-Gamma schneidet die Blutversorgung ab und hält den Tumor längerfristig in Schach.", wird Studienleiter Professor Thomas Blankenstein zitiert.

Die Forscher gewannen so Anhaltspunkte für eine verbesserte T-Zell-Therapie gegen solide Krebstumoren. Blankenstein: "Wir wollen genau verstehen, wie T-Zellen Tumoren angreifen. Die Zerstörung der Infrastruktur eines Tumors ist vermutlich wirkungsvoller als das Abtöten jeder einzelnen Krebszelle."

"Unsere Erkenntnisse haben eine Bedeutung über die Tumortherapie hinaus", sagt Kammertöns. "Interessanterweise ähnelt der Mechanismus, wie IFN-Gamma solide Tumoren eliminiert, der physiologischen Rückbildung von Gefäßen während der Entwicklung. Er stört die schnelle Wundheilung. Möglicherweise beeinflusst IFN-Gamma auch die Bildung von neuen Adern nach Schlaganfällen oder Herzinfarkten. Daher würden wir gern herausfinden, welche molekularen Abläufe dahinterstecken."(eb)

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