COPD im Frühstadium wird nur selten erkannt

NÜRNBERG (sko). Was bringt Patienten die frühzeitige Diagnose einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)? Über diese Frage wird kontrovers diskutiert. Professor Klaus Rabe von der Universität Leiden ist der Meinung: Da Patienten mit einem erhöhten COPD-Risiko eine spezielle Betreuung bräuchten, lohne sich die frühzeitige Stratifizierung des Risikos.

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"Man sollte eigentlich annehmen, daß es bei einer chronischen Erkran-kung wie der COPD keine Diskussion über den Nutzen einer frühzeitigen Diagnose gibt", sagte Rabe beim Pneumologen-Kongreß in Nürnberg. Andererseits gebe es keine evidenz-basierte Grundlage, warum man das tun sollte, erklärte der Pneumologe den Grund für die Diskussion.

Denn als einzige präventive Maßnahme gibt es zur Zeit nur die Raucherentwöhnung. Ein wichtiges Argument der Gegner der Frühdiagnostik ist nach Rabes Angaben: Es gibt keine Belege dafür, daß Patienten, denen pathologische Spirometrie-Ergebnisse mitgeteilt werden, besonders erfolgreich bei der Raucherentwöhnung sind.

Rabe ließ dieses Argument jedoch nicht gelten: Fehlende Belege bedeuten nicht, daß eine frühe COPD-Diagnose nicht doch die Raucherentwöhnung fördern könnten. Als ein weiteres Argument für die Frühdiagnostik führte Rabe die Tatsache an, daß sich durch ein Screening in Risikogruppen, etwa bei jungen Rauchern oder bei Menschen mit einer positiven Familienanamnese, eine viel höhere COPD-Prävalenz ergibt als man eigentlich annehmen würde.

Und auch wenn es zur Zeit keine pharmakologische Prävention gebe, sollte man bedenken, daß mehrere Risikofaktoren wie Passivrauchen die Entwicklung der COPD begünstigen. "Durch eine bessere Risikostratifizierung könnte man mehr Patienten identifizieren, die intensiver betreut werden müßten, als das sonst der Fall ist", sagte Rabe.

Für ihn hat die Diskussion um die Frühdiagnose eher eine politische Grundlage: Würden mehr COPD-Patienten früh diagnostiziert, würde die Betreuung mehr Kosten verursachen als die bisherige Praxis.

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