Erfolg in China

DOTS halbiert Tuberkulose-Prävalenz

Mehr als die Hälfte weniger: China erreicht einen wichtigen Erfolg im Kampf gegen die Tuberkulose - fünf Jahre vor dem Termin. Hilfreich dabei war offenbar DOTS.

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Tuberkulosekontrolle in China: Thorax im Röntgenbild.

Tuberkulosekontrolle in China: Thorax im Röntgenbild.

© Shou Sheng / epa / dpa

PEKING. China hat in den vergangenen Jahren die Tuberkulose-Prävalenz mehr als halbiert. Zwischen 1990 und 2010 sei die Zahl der Tb-Infektionen mit abstrichpositivem Befund von 170 auf 59 Fälle je 100.000 Einwohner gefallen, berichten Forscher um Dr. Yu Wang von der chinesischen Seuchenkontrollbehörde in Peking. Das ergibt eine Reduktion um 65 Prozent.

Bei den bakteriologisch nachgewiesenen Tuberkulosen war der Trend ähnlich: Hier ist die Tb-Prävalenz im gleichen Zeitraum von 221 auf 116 Fälle je 100.000 Einwohner gesunken - ein Minus um 48 Prozent. (The Lancet 2014; online 18. März).

Mit der Reduktion hat China bereits fünf Jahre vor der Frist eines der wesentlichen Ziele der globalen Kampagne "Stop TB" erreicht, nämlich die Halbierung der Tb-Prävalenz von 1990 bis 2015. "Unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass dieses Ziel erreicht werden kann", sagte Wang zur Vorstellung der Daten.

Dennoch vermeldet das Reich der Mitte auch heute noch jährlich rund eine Million Tb-Neuerkrankungen. Das Land macht damit rund elf Prozent der weltweiten Tuberkulosen aus. Allerdings stellen die Einwohner des Landes fast 19 Prozent der Weltbevölkerung.

Die deutliche Tb-Reduktion in den letzten Jahren führen die Forscher vor allem auf die DOTS-Strategie zurück - dem "directly observed treatment, short course". DOTS war im Jahr 1992 als ein maßgeblicher Teil der weltweiten Bemühungen gegen Tuberkulose eingeführt worden. Kernelemente der Strategie sind die laufende Überwachung der Therapieadhärenz und regelmäßige Sputumanalysen.

Programm auf alle Regionen ausgeweitet - mit Erfolg

Den Effekt von DOTS auf die Tb-Prävalenz konnten die chinesischen Epidemiologen und Ärzte in ihrer Längsschnittstudie anhand von drei Erhebungen aus den Jahren 1990, 2000 und 2010 vergleichen. Allein 2010 wurden insgesamt über 250.000 Patienten an 176 landesweiten Untersuchungsstellen rekrutiert.

Bis zum Jahr 2000 war das DOTS-Programm nur in 13 der 31 chinesischen Festlandprovinzen ausgerollt. Dort fiel die Prävalenz in den zehn Jahren nach 1990 um insgesamt 30 Prozent - verglichen mit gerade einem 19 Prozent national. Bereits dieser Unterschied deutet auf positive DOTS-Effekte hin.

Das Programm wurde daher auf alle Regionen ausgeweitet, was sich nun als Erfolg herausstellt: Denn in den zehn Jahren seit dem Jahr 2000 ist die Tb-Prävalenz landesweit noch deutlicher gesunken, nämlich um 57 Prozent. Den meisten Anteil daran haben Patienten mit einer bereits bekannten Tuberkulose. Sie machen nach Angaben der Forscher 87 Prozent der Prävalenzreduktion aus.

Gleichzeitig konnte vom Jahr 2000 bis 2010 der Anteil der Patienten, die mit der DOTS-Strategie behandelt werden, deutlich von 15 auf 66 Prozent erhöht werden. Entgegen fiel der Anteil der Patienten in der Standardprozedur von 43 auf 22 Prozent ebenso wie der Anteil jener Patienten, die eine Nachbehandlung benötigen (von 84 auf 31 Prozent).

Die chinesischen Forscher führen die positiven Effekte jedoch nicht nur DOTS zurück, sondern auch auf einen weiteren Wechsel bei der Versorgung: Statt die Patienten ausschließlich in Krankenhäusern zu behandeln - was ein Barriere darstellen kann - übernehmen in China auch öffentliche Gesundheitszentren die Tb-Therapie, freilich nach dem DOTS-Regime. Laut Wang sei vor allem diese Umstellung "im Wesentlichen verantwortlich für den Erfolg". (nös)

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