Der Drache Depression beherrscht die Familie

MÜNCHEN (sto). Wenn sie als Kind von der Schule nach Hause kam, "roch es manchmal nach Essen, manchmal nach Ärger und manchmal nach Depression, denn die Familie wurde von einem schrecklichen Drachen beherrscht, der meistens in seiner Höhle schlief und von Zeit zu Zeit anfing sein Unwesen zu treiben". So schildert die Schauspielerin Katharina Ohana in ihrem Buch "Ich, Rabentochter" ihr Leben als Tochter einer manisch-depressiven Mutter.

Veröffentlicht:

Die psychische Erkrankung eines Menschen beeinflußt auch das Leben von Eltern, Geschwistern und Kindern. "Außer Schuld- und Schamgefühlen sind es Angst und Ratlosigkeit, Vereinsamung und Überforderung, die wie eine zweite Krankheit sind", so die Vorsitzende des Bundesverbands der Angehörigen psychisch Kranker (BApK), der Familien-Selbsthilfe Psychiatrie, Eva Straub.

Besonders betroffen seien Frauen in ihrer Rolle als Mutter, Tochter oder Ehefrau eines psychisch kranken Familienangehörigen, sagte Straub bei einer Pressekonferenz ihres Verbandes in München, die vom Unternehmen Lilly unterstützt wurde. Sie tragen oft als Managerinnen von und für psychisch kranke Familienmitglieder eine besondere Last.

Frauen gründeten vor 34 Jahren in Stuttgart die erste Selbsthilfegruppe und 1985 den Bundesverband. In den bundesweit inzwischen mehr als 500 Angehörigengruppen sind 80 Prozent der Mitglieder Frauen. Dem Engagement der Mitglieder sei es zu verdanken, daß psychische Erkrankungen in der Öffentlichkeit mittlerweile differenzierter wahrgenommen werden und sich neue Therapie- und Versorgungskonzepte allmählich durchsetzen, sagte Straub.

Gleichwohl sei die Situation alles andere als zufriedenstellend. Etwa zwei Drittel der chronisch psychisch kranken Menschen in Deutschland würden in und von ihren Familien betreut, berichtete Straub. Die Angehörigen seien immer Mitbetroffene, Mitverantwortliche und Mitzahlende.

Nach der Gießener Angehörigenstudie (GISA 2003) wenden 40 Prozent der Angehörigen monatlich mehr als 100 Euro trotz bestehender Kranken- und Rentenversicherung der Erkrankten zusätzlich auf. In zwölf Prozent der Fälle sind es sogar monatlich mehr als 500 Euro, berichtete Straub. Darüber hinaus habe die Studie ergeben, daß zwei Drittel der Befragten aufgrund ihrer Familiensituation selbst medizinisch behandlungsbedürftig sind. Die Erwerbsmöglichkeiten betroffener Angehörigen sind oft eingeschränkt.

Die Schauspielerin Katharina Ohana hat sich als Kind vor den Zurückweisungen und Demütigungen ihrer kranken Mutter durch Flucht in eine eigene Krankheit geschützt. "Es gab nur ein einziges Mittel, das den Drachen zeitweise besänftigen konnte, ihn zurückweichen ließ und für einen Aufschub sorgte: ein Asthmaanfall", schreibt die 36jährige Autorin, die ihre Kindheit und Jugend in mehr als 300 Psychoanalyse-Sitzungen bewältigt hat.

Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Pneumokokken: Wie auffrischen nach Impfung mit PPSV23 und PCV13?

Ausweitung der Therapie?

SGLT-2-Hemmer schützen Nieren unabhängig von Diabetes und Proteinurie

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf di

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Dapagliflozin bei chronischer Nierenkrankheit (CKD):

Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf die Wirksamkeit

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikationstrainer gibt Tipps

Aggressive Patienten: So können Ärztinnen und Ärzte deeskalieren

Lesetipps