Kommentar zu Karl Lauterbach

Der irrlichternde Minister

Karl Lauterbach versucht sich am Wechsel vom Talkshow-Epidemiologen zum Gesundheitsminister. Mit Blick auf seine schwer nachvollziehbaren Aktionen droht er daran allerdings zu scheitern.

Christoph BarkewitzEin Kommentar von Christoph Barkewitz Veröffentlicht:

Karl Lauterbach hat, so schien es, in den ersten Wochen als neuer Gesundheitsminister, den Sprung vom Dauergast und Corona-Erklärer in den Talkshows auf den Ministersessel mit den dazu nötigen Verhaltensänderungen geschafft. So schien es.

Erst einmal eine Bestandsaufnahme der vorhandenen COVID-Impfstoffe, das klang überzeugend nach all den Wirren um die Bestellmengen zuvor. So macht es wohl einer, der nicht nur Mediziner, sondern auch Gesundheitsökonom ist. Inzwischen lässt sich allerdings schon an dieser Aktion erheblich zweifeln.

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Echte Irritationen entstanden aber, als der SPD-Politiker zusammen mit FDP-Justizminister Marco Buschmann das neue Infektionsschutzgesetz verkündete. Der Jurist sprach, der Mediziner nickte nicht nur koalitionsgehorsam, sondern verteidigte das Gesagte sogar vehement, obwohl es ihm aus seiner ärztlichen Sicht schaudern musste. Und im Nachgang warb der Professor tatsächlich bei den Supermarktleitern, sie könnten doch per Hausrecht weiter die Maskenpflicht durchsetzen. Mindestens widersprüchlich.

Großes Unverständnis dann über Lauterbachs Plan, Corona-Positive nicht mehr in Quarantäne zu schicken. Dafür mag es Gründe geben, aber es kommt eben auch drauf an, wer es sagt: Wer zuvor monatelang unablässig die Brandgefährlichkeit von SARS-CoV-2 deklamiert, aus dessen Mund ist eine solche Maßnahme schlicht unverständlich.

Dass Lauterbach nur wenige Stunden später das Vorhaben kassierte, war die Rolle rückwärts vom Minister zum Talkshow-Epidemiologen: Ort der Erklärung war die Sendung „Markus Lanz“, wo er zuvor zum Inventar gehört hatte.

Jetzt ist Lauterbach offenbar vollends wieder in den Alarmismus-Modus zurückgekehrt. In der „Bild“ (quasi die gedruckte Talkshow) schwadroniert er von der Gefahr einer Omikron-basierten „absoluten Killervariante“ im Herbst. „Killervariante“ – so redet kein verantwortungsbewusster Minister, sondern ein effektheischender Marktschreier.

Schreiben Sie dem Autor: christoph.barkewitz@springer.com

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Kommentare
Harald Schneider 22.04.202213:02 Uhr

Ich finde "effektheischender Marktschreier" trifft als Bezeichnung recht genau auf die Person K. Lauterbach zu.

Dr. Thomas Georg Schätzler 22.04.202210:29 Uhr

So wird Corona bagatellisiert

Jetzt also doch Isolationspflicht für SARS-CoV-2-Infizierte/Covid-19-COVID-19-Erkrankte; das mit der Quarantäne haben viele immer noch nicht verstanden. Und der eigene Menschenverstand hilft auch nicht weiter.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat nach nur zwei Tagen den von ihm selbst verkündeten Beschluss zurückgenommen – in einer Fernsehtalkshow, bei "Lanz" zu später Stunde.

Ist dem Kollegen Lauterbach und der Bundesregierung eigentlich noch bewusst, welche fatalen Signale sie mit ihrer Corona-Politik setzten? Der Vertrauensverlust vieler Bürger in die Corona-Politik darf nicht weiter beschleunigt werden.

Die doppelte Kehrtwende führender Politiker bei der Impfpflicht wirkt noch nach. Und wenn die Regierung nicht sehen sollte, was sie mit ihrem schlingernden Kurs anrichtet, dann wäre das genauso erschreckend.

Die Maskenpflicht wird aufgehoben – im selben Atemzug werden die Bürger vom Fachminister aber inständig gebeten, weiter eine zu tragen. Genauso bei der „freiwilligen Isolation“, die Lauterbach zunächst empfahl. Ein Verwirrspiel, ausschließlich mit Verlierern. So wird Corona bagatellisiert.

Tatsächliche Erkrankungszahlen? Meldeloch zu Ostern? Durchseuchung von Kita-, Schulkindern, Azubis, StudentInnen?Fleischverarbeitende Industrie, Hotspots, Superspreader?

Alles kein Thema mehr, wenn, ja wenn nicht diese dämonisch-diabolischen Ahnungen, Ankündigungen und Glaskugel Expertisen des Ministers selbst wären...

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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