Studie

Deshalb schwächt eine Doppelinfektion das Immunsystem

Doppel-Infektionen mit Bakterien und Viren sind oft besonders aggressiv. Forscher aus Freiburg haben jetzt Ursachen dafür entschlüsselt.

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FREIBURG. Warum Doppel-Infektionen mit Bakterien und Viren ein Problem sein können, haben jetzt Immunologen bei Mäusen entschlüsselt. Sie fanden in einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Studie heraus, wie eine gegen Viren gerichtete Immunantwort durch eine zeitgleiche bakterielle Infektion gehemmt wird, berichtet das Uniklinikum Freiburg in einer Mitteilung.

Die entschlüsselten zellulären Wechselwirkungen könnten ein neuer Ansatz für eine verbesserte Therapie bei Doppel-Infektionen sein, berichten die Forscher des an die Klinik angeschlossenen Instituts für Immunologie (Nature Communications 2018; online 8. Oktober).

Bei Virusinfektionen bekämpfen eigentlich T-Zellen des Immunsystems die Erreger gezielt. "Wir haben festgestellt, dass eine parallele bakterielle Infektion die T-Zell-Aktivierung stark hemmt, was eine effektive Abwehr des Virus verhindert", wird Studienleiter Professor Hanspeter Pircher in der Mitteilung zitiert.

Überschießende Immunantwort soll wohl verhindert werden

"Der Mechanismus könnte dazu dienen, eine überschießende Immunantwort zu hemmen und so Gewebeschäden durch Immunzellen zu verhindern. Die Vorgänge könnten auch als eine Art ‚friendly fire‘ in der Immunabwehr beschrieben werden", so der Direktor des Instituts.

Die Immunologen aus Freiburg wiesen nach, dass für diese Hemmung ein bakterielles Lipopolysaccharid (LPS) verantwortlich ist. Allerdings hemmt das LPS die T-Zellen nicht direkt. Vielmehr aktiviert es mit Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) weitere Immunzellen. Die NK-Zellen sind vor allem für die Kontrolle von Herpesviren und entarteten Zellen verantwortlich und gehören zum angeborenen Immunsystem.

Die Forscher konnten nun zeigen, dass die NK-Zellen die T-Zellen zerstören und so die Virusabwehr schwächen. Im Experiment schalteten die Wissenschaftler die Natürlichen Killerzellen gezielt aus. Die Folge: Die T-Zellen blieben aktiv und bekämpften die Virusinfektion erfolgreich. (eb/eis)

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