Masern-Elimination

Deutschland reißt die Latte

Deutschland hat ein weiteres Ziel für die Maserneliminierung verpasst - und das, obwohl das Jahr noch nicht einmal fünf Monate alt ist. Das ist nicht das erste Mal. Ein Problem sind die schlechten Impfraten.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Kind mit schweren Masern: Eine derart ausgeprägte Infektion ließe sich durch Impfschutz verhindern.

Kind mit schweren Masern: Eine derart ausgeprägte Infektion ließe sich durch Impfschutz verhindern.

© Chiron Vaccines Behring

BERLIN. Deutschland hat sich gegenüber der WHO verpflichtet, Masern bis 2015 zu eliminieren, nachdem der ursprünglich anvisierte Zeitpunkt 2010 verfehlt worden war.

Als eliminiert gelten Masern aber nur, wenn die Inzidenz drei Jahre hintereinander unter 0,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner liegt. Zum Erreichen des WHO-Ziels hätten dieses und letztes Jahr also nicht mehr als 82 Erkrankungen in Deutschland auftreten dürfen.

Bereits 2012 war das Ziel mit 168 Erkrankungen knapp verfehlt worden. Dieses Jahr sind bis zum 28. April bereits 88 Masernfälle an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet worden.

Ursache für den raschen Anstieg der Erkrankungszahlen ist ein Ausbruch in Berlin. Allerdings: 2011 hatte es nach Ausbrüchen bei uns noch 1600 dokumentierte Fälle gegeben.

Mehrere Probleme stehen in Deutschland einer Elimination entgegen. So werden nach Angaben der Ständigen Impfkommission (STIKO) viele Kleinkinder nicht zeitgerecht geschützt: Nur 18 Prozent der elf Monate alten Kinder und nur 77 Prozent der 14 Monate alten sind einmal gegen Masern geimpft (Epi Bull 2013; 16: 133); in diesem Alter ist die erste Impfdosis vorgesehen.

Da künftig deutlich mehr Kinder unter zwei Jahre in Krippen betreut werden sollen, sei bei ihnen künftig von einem weiteren Anstieg der Fälle auszugehen. Vor dem Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen oder nach Kontakt zu Masernkranken rät die STIKO daher schon im Alter ab neun Monate zur ersten Impfdosis.

Bei Säuglingen sollte zudem generell auf einen guten Impfschutz von Eltern, Geschwistern und anderen Kontaktpersonen geachtet werden.

Ein weiteres Problem ist, dass viele junge Erwachsene nicht mehr vor Masern geschützt sind. In diesem Alter kommt es aber besonders oft zu Komplikationen.

Frauen in der Schwangerschaft sind besonders bedroht, die Viren können zudem auf das ungeborene Kind übertragen werden. Cave: Bei Schwangeren ist die Masernimpfung kontraindiziert!

Die STIKO appelliert an Ärzte, junge Erwachsene konsequent zu impfen. Empfohlen wird eine einmalige MMR-Impfung für alle Geburtsjahrgänge ab 1970 und jünger, und zwar wenn bisher nicht oder in der Kindheit nur einmal gegen Masern geimpft worden ist oder wenn der Impfschutz unbekannt ist.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

DEGAM-Kongress

Influenza- oder Pneumokokkenimpfung wohl ohne Einfluss auf COVID-19-Verlauf

Das könnte Sie auch interessieren
Ihr Partner in der Hausarztpraxis

© MSD Sharp & Dohme GmbH (Symbolbild mit Fotomodellen)

MSD Fokus Allgemeinmedizin

Ihr Partner in der Hausarztpraxis

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Vom Säugling bis zum Senior

© Juanmonino | iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Impfungen

Vom Säugling bis zum Senior

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Herausforderung Diabetes mellitus Typ 2

© MSD Sharp & Dohme GmbH

Allgemeinmedizin

Herausforderung Diabetes mellitus Typ 2

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kinder gehören zu den Impfkandidaten

© Prostock-studio / shutterstock

Impfen in der Praxis

Kinder gehören zu den Impfkandidaten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
MFAs können die Grippeschutzimpfung durchführen

© M. Schuppich / shutterstock

Impfen in der Praxis

MFAs können die Grippeschutzimpfung durchführen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nationale Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus

Blutzucker-Grenzwerte: Mit der Diagnose kommt das Stigma

Interview über psychische Erkrankungen

Prof. Georg Schomerus: „Stigmatisierung verstärkt Suizidalität“

Lesetipps
Was zwischen Psychiaterin und Patientin besprochen wird, erfährt die behandelnde Hausärztin meist nicht.

© New Africa / stock.adobe.com

Sektorengrenzen überwinden

Umfrage: Hausärzte und Psychiater wünschen sich mehr Austausch

DEGAM-Mitgliederversammlung beim 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin am 28.09.2023 in Berlin.

© Daniel Reinhardt / Ärzte Zeitung

Mitgliederversammlung 57. DEGAM-Tagung

DEGAM wächst – auch bei den Aufgaben