Hypertonie

Diastolischen Blutdruck nicht zu stark senken!

US-Kardiologen warnen: Bei intensiver antihypertensiver Therapie sollte der diastolische Druck nicht aus dem Fokus geraten. Denn eine zu starke Senkung kann gravierende Folgen haben.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Patientin mit Bluthochdruck: Bei einer Reduktion des diastolischen Blutdrucks auf unter 60 mmHg erhöht sich laut Studie die Wahrscheinlichkeit für subklinische Myokardschäden deutlich.

Patientin mit Bluthochdruck: Bei einer Reduktion des diastolischen Blutdrucks auf unter 60 mmHg erhöht sich laut Studie die Wahrscheinlichkeit für subklinische Myokardschäden deutlich.

© goodluz / fotolia.com

BALTIMORE. In der Beobachtungsstudie ARIC (Atherosclerosis Risk In Communities) wurde geprüft, ob ein niedriger diastolischer Blutdruck mit einem subklinischen Myokardschaden assoziiert ist, und zwar gemessen anhand des kardialen Troponin T mithilfe der "high sensitivity"-Methode.

Zudem wurde untersucht, ob ein niedriger diastolischer Druck das Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls erhöht oder die Gesamtmortalität. Der Troponin-T-Wert wurde im Zeitraum von 21 Jahren zu drei Zeitpunkten bestimmt. Werte über 14 ng/l weisen auf einen Myokardschaden hin.

12.000 erwachsene Teilnehmer

Nach Angaben von Dr. John W. McEvoy von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore wurden die Befunde von fast 12.000 erwachsenen Teilnehmer der ARIC-Studie ausgewertet, die durchschnittlich 57 Jahre alt waren und wegen unterschiedlich ausgeprägter Hypertonie behandelt wurden (J Am Coll Cardiol 2016, online 30. August). 57 Prozent waren Frauen.

Bei einer Reduktion des diastolischen Blutdrucks von 80 bis 89 mmHg (Referenzwert) auf unter 60 mmHg – betrachtet über einen Zeitraum von zwei Dekaden – wurde die Wahrscheinlichkeit für subklinische Myokardschäden mehr als verdoppelt: Die adjustierte Odds Ratio (OR) lag den Berechnungen zufolge bei 2,24 (p = 0,01).

Wurde nur auf Werte zwischen 60 und 69 mmHg gesenkt, lag die OR bei 1,52 (p = 0,05), wie McEvoy und seine Kollegen berichten. Um Verzerrungen der Ergebnisse zu vermeiden, wurden außer Alter und Geschlecht unter anderem BMI, Lipidkonzentrationen, eine Diabetesdiagnose und der Raucherstatus herausgerechnet.

Kausaler Zusammenhang lässt sich nicht ableiten

Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler eine Assoziation von diastolischen Werten unter 60 mmHg mit der Inzidenz von koronaren Herzerkrankungen sowie Gesamtmortalität fest, nicht dagegen mit der Schlaganfallinzidenz. Demnach liegt die Hazard Ratio (HR) bei einer Reduktion des diastolischen Wertes auf unter 60 mmHg für eine koronare Herzerkrankung bei 1,49 (p < 0,001).

Beim Parameter Mortalität liegt der Wert bei 1,32 (p < 0,001). Die Assoziation mit der Schlaganfallinzidenz war dagegen – wie erwartet – nicht signifikant. Der Parameter Schlaganfall diente den Wissenschaftlern quasi als negative Kontrolle.

Einen kausalen Zusammenhang zwischen niedrigen Werten für diastolischen Blutdruck und den gewählten Endpunkten lässt sich aus den ermittelten Daten allerdings nicht ableiten. Unklar sei zum Beispiel, ob die Assoziation auf der intensiven antihypertensiven Therapie, auf der Rigidität der Gefäße oder auf einer Kombination aus beidem beruhe, so die Kardiologen.

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