Medizinstudium
Dickes Lob vom Wissenschaftsrat für Universität Witten/Herdecke
Der Wissenschaftsrat ist zufrieden mit der Entwicklung der Wittener Hochschule und akkreditiert sie für zehn Jahre. Er begrüßt insbesondere den Ausbau der Studienplatzkapazitäten in der Humanmedizin.
Veröffentlicht:Witten. Gute Nachricht für die Universität Witten/Herdecke (UW/H): Der Wissenschaftsrat hat die Hochschule für die nächsten zehn Jahre akkreditiert. Zudem lobt das Prüfgremium unter Leitung von Professor Wolfgang Wick vom Universitätsklinikum Heidelberg die Wittener für die in den vergangenen Jahren gemachten Fortschritte – auch in der mit Abstand größten Fakultät, der Fakultät für Gesundheit, zu der auch die Humanmedizin gehört.
„Ihrem institutionellen Anspruch als Universität mit Promotions- und Habilitationsrecht wird die UW/H umfänglich gerecht“, heißt es in der Stellungnahme des Wissenschaftsrats zum Akkreditierungsverfahren. „Die Leistungen der UW/H in Forschung und Lehre entsprechen anerkannten wissenschaftlichen Maßstäben und korrespondieren mit dem Leitbild der Universität.“
Positiv bewertet der Wissenschaftsrat, dass die Hochschule die Zahl der Studienplätze in der Medizin und der Psychologie erweitert hat. „Dabei ist hervorzuheben, wie es ihr durch eine kreative Gestaltung gelingt, ihre besonderen Profilmerkmale auch in stark regulierten Studiengängen zur Geltung zu bringen."
2005 stand der Studiengang auf der Kippe
Die UW/H hatte 2018 beschlossen, die Kapazitäten in der Humanmedizin von 84 Studienplätzen bis 2024 auf 168 Plätze zu verdoppeln. Der Schritt war ein wichtiges Anliegen von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), der die höhere Zahl an Studierenden als eine Maßnahme im Kampf gegen den Hausarztmangel sieht. Die Förderung der Uni durch das Land hat sich entsprechend erhöht.
Die 1982 als erste deutsche Hochschule in privater Trägerschaft gegründete, aber schon früh auf staatliche Mittel angewiesene Hochschule bietet seit dem Jahr 2000 einen humanmedizinischen Modellstudiengang mit einem Schwerpunkt in der Allgemeinmedizin an.
Die Uni setzt auf die praxisnahe Ausbildung. Seit 2018 ist der Studiengang auf die Vorgaben des Masterplans Medizinstudium 2020 ausgerichtet.
Die Mediziner-Ausbildung in Witten ist beim Wissenschaftsrat nicht immer gut angekommen. Beim ersten Akkreditierungsverfahren im Jahr 2005 hatte er dem nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium empfohlen, den Fachbereich Medizin nicht mehr zu akkreditieren und die Universität aufgefordert, keine neuen Studierenden mehr aufzunehmen.
Moniert hatten die Mitglieder des Wissenschaftsrats vor allem Defizite in Forschung und Lehre. Ein Jahr später nickten sie dann ein Konzept der Uni für die Neuausrichtung ab.
Lob für das Partnernetzwerk der Kliniken und Praxen
Inzwischen ist der Wissenschaftsrat in weiten Teilen überzeugt von den Leistungen der UW/H. Die Schwerpunkte der medizinischen Studiengänge, darunter die Ausbildung von Hausärztinnen und Hausärzten, setze sie inhaltlich und organisatorisch erfolgreich um. „Die gute Koordinierung und Pflege des Partnernetzwerks der Kliniken und Praxen ermöglicht überzeugende ambulante und klinische Lernmöglichkeiten.“
Der Wissenschaftsrat begrüßt die Kooperation mit dem Klinikum Dortmund als großem Maximalversorger. Damit werde die Uni den gestiegenen Anforderungen durch höheren Studierendenzahlen Rechnung.
Mit Blick auf die klinische Lehre gibt ihr als erster einer Reihe von Empfehlungen allerdings mit auf den Weg: „Der UW/H wird erneut empfohlen, die klinischen Lehrstühle stärker zu bündeln und zudem Berufungen auf klinische Lehrstühle beziehungsweise Professuren nur noch an Kliniken durchzuführen, die wie die beiden Universitätskliniken der UW/H aufgrund ihrer Größe, ihrer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit und ihrer infrastrukturellen Rahmenbedingungen dafür geeignet sind.“ Als Unikliniken der Wittener fungieren das Krankenhaus Köln-Merheim und das Helios-Klinikum in Wuppertal.
Forderung: Lehrende Psyotherapeuten als wissenschaftliches Personal einstufen
Die Ausstattung der Uni mit wissenschaftlichem und nichtwissenschaftlichem halten die Prüfer für angemessen. „Zu begrüßen ist der seit der letzten Reakkreditierung erfolgte deutliche professorale Aufwuchs in der Humanmedizin.“
Nicht zufrieden ist der Wissenschaftsrat damit, dass die in der Lehre tätigen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als nichtwissenschaftliches Personal eingeordnet werden. Das sei „ungewöhnlich“ und werde den Qualifizierungsanforderungen und dem Aufgabenspektrum der Betroffenen nicht gerecht.
Der Wissenschaftsrat legt der UW/H nahe, die hauptberuflich in Lehre und Praxisanleitung tätigen Therapeutinnen und Therapeuten als wissenschaftliches Personal wahrzunehmen und einzustufen.