"Die MRT liefert bei Kindern mit Verdacht auf Schlaganfall mehr Informationen als eine CT"

Bei der Diagnostik von Kindern mit Schlaganfall bietet die MRT deutliche Vorteile.

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Ärzte Zeitung: Sie empfehlen zur Primärdiagnostik bei Kindern mit Schlaganfallsymptomen ein MRT. Gibt es auch Konstellationen, in denen ein CT mehr Infos liefert?

Professor Marcus Hörmann: Der Vorteil der MRT ist, dass wir Blutungen, Ischämien und arteriovenöse Malformationen in einem Durchgang ohne Kontrastmittel und Strahlenbelastung sehen können. Nur bei Trauma-assoziierten Schlaganfallsymptomen würde ich primär für eine CT plädieren, weil Dissektionen der Arteria vertebralis im Bereich der Wirbelkörper C1 bis C3 im MRT wegen des umgebenden Liquors unter Umständen nicht zu erkennen sind. In allen anderen Situationen liefert die MRT mehr Informationen.

Ärzte Zeitung: Machen die Kinder das mit? Eine CT geht schneller.

Hörmann: Eine MRT-Untersuchung bei Schlaganfallsymptomen dauert beim Kind etwa 20 bis 30 Minuten, bei vollem Programm inklusive Kontrastmitteluntersuchungen 45 Minuten. Das machen viele Kinder mit, sofern sie nicht durch die Schlaganfallsymptome stark agitiert sind. Das kommt vor bei Schädigung der Stammganglien. Hier brauchen wir dann auch eine Sedierung. Insgesamt ist das aber selten. Meist geht es ohne. Bei Kindern mit Apathie, etwa bei einer Sinusvenenthrombose, ist das MRT ohnehin kein Problem.

Ärzte Zeitung: Welche MR- Sequenzen sollte man anfordern?

Hörmann: Ein empfehlenswertes Protokoll besteht aus einer axialen T1- und T2-gewichteten Fast-spinEcho-Sequenz, mehreren koronaren T2-gewichteten Fast-spin-Echo-Sequenzen, einer axialen FLAIR- und einer axialen Diffusionssequenz. Mit diesen Sequenzen können sowohl Ischämien als auch Blutungen sicher identifiziert werden. Danach ist unbedingt eine MR-Angiografie (MRA) nötig, um Malformationen bei den Patienten zu entdecken. Besteht klinisch der Verdacht auf eine Sinusvenenthrombose, ist eine kontrastverstärkte MRA erforderlich. (gvg)

Professor Marcus Hörmann ist Facharzt in der Abteilung  allgemeine Radiologie und  Kinderradiologie der Uniklinik  für Radiodiagnostik in Wien.

Lesen Sie dazu auch: Die Schlaganfallgefahr bei Kindern und Jugendlichen wird unterschätzt

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