Hyalomma-Zecke

Eingewanderte Zecken-Art hat offenbar erstmals überwintert

Eine neue Zecken-Art ist offenbar einen wesentlichen Schritt weiter auf dem Weg sich hier zu etablieren. In den letzten Tagen sind gleich sechs Exemplare der tropischen Hyalomma-Zecke in Deutschland aufgetaucht. 

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Die Hyalomma-Zecke ist wieder da: Erstmalig konnte sie in Deutschland überwintern.

Die Hyalomma-Zecke ist wieder da: Erstmalig konnte sie in Deutschland überwintern.

© Universität Hohenheim / Marco Drehmann

HOHENHEIM. Sechs Exemplare der tropischen Hyalomma-Zecke wurden in den vergangenen Tagen in Deutschland entdeckt, berichtet die Uni Hohenheim. Forscher der Universität und vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr nehmen an, dass die Tiere hierzulande überwintert haben. Dies sei ein Hinweis, dass sich die ursprünglich in trockenen Gebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas heimische Zecke in Deutschland etablieren könnte.

Fünf der sechs Zecken wurden in einem Pferdehof in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen, eine auf einem Pferd in Niedersachsen. 2018 wurden erstmals Tiere der Gattung Hyalomma (H. marginatum und H. rufipes) in größerer Menge nachgewiesen.

Doch während diese Exemplare höchstwahrscheinlich noch mit Zugvögeln eingeschleppt worden seien, dürfte das diesmal nicht der Fall sein: „Die Jugendstadien der Zecken, die Larven und Nymphen, sind oft an Zugvögeln zu finden“, erläutert Professor Ute Mackenstedt von der Uni Hohenheim in der Mitteilung. „Sie lassen sich dann einfach abfallen.“

Die jetzt gefundenen Tiere seien relativ früh im Jahr aufgetaucht. „Wenn man den Entwicklungszyklus zurückrechnet, hätten sie also zu einem Zeitpunkt eingeschleppt werden müssen, als die Zugvögel noch gar nicht da waren“, so Mackenstedt.

Überwintern heiße zwar nicht notwendigerweise, dass Hyalomma in Deutschland bereits heimisch geworden ist, heißt es in der Mitteilung weiter. Damit sich eine Population entwickeln könne, müssten sich Männchen und Weibchen finden. Dies sei bei geringer Populationsgröße schwierig. Zudem müssten sich Larven und Nymphen entwickeln, die Vögel oder auch Hasen als Wirt benötigen.

Allerdings lege der Fund von fünf Hyalomma-Zecken in einem einzelnen Pferdehof nahe, dass dort mehrere Individuen gleichzeitig vorhanden waren und somit die Möglichkeit einer Paarung und des Entstehens einer eigenständigen Population bestehe.

„Beide Funde sind in den letzten Tagen erfolgt, also praktisch zeitgleich“, berichtet Privatdozent Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die drei heißen Tage dafür verantwortlich waren, dass die wärmeliebenden Hyalomma-Zecken jetzt ziemlich gleichzeitig an unterschiedlichen Orten aktiv wurden.“

Zecken als Überträger von Hämorrhagischem Fieber

Bei den diesjährigen Zecken steht die genaue Artbestimmung Angaben der Universität Hohenheim teilweise noch aus. Vermutlich handele es sich aber bei allen Tieren um H. marginatum, die vorwiegend aus der Türkei und Osteuropa stammen.

Zecken der Gattung Hyalomma gelten als Überträger des Virus des Krim-Kongo Hämorrhagischen-Fiebers und des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers (Alkhumra-Virus). Auch das Bakterium Rickettsia aeschlimannii, das eine Form des Zecken-Fleckfiebers auslöst, kann durch diese Zecken übertragen werden.

Die auffälligen Tiere mit den geringelten Beinen sind doppelt bis dreimal so groß wie europäische Zecken. Die erwachsenen Zecken saugen Blut vor allem an großen Tieren.

Die Zecken können sich aktiv auf ihren Wirt zubewegen und legen dabei eine Strecke von bis zu 100 Metern zurück. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt der Tiere.

Larven und Nymphen dagegen sind vor allem an Vögeln und Kleinsäugetieren zu finden. Sie bleiben bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt und können so mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden. (eb)

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