Hautläsion bei Brustkrebs

Elektrochemotherapie im Test

Burstkrebspatientinnen mit Hautläsionen profitieren wohl von einer Elektrochemotherapie. Besonders kleine Läsionen sprechen am besten auf diese Therapieform an.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

CORK. Durch eine Elektrochemotherapie lassen sich rezidivierende Hautmetastasen bei Frauen mit Brustkrebs und schlechter Prognose wirksam bekämpfen. Hinweise dafür liefern Erfahrungen irischer Onkologen.

Die Daten, die jetzt die Ärzte um Dr. Mike G. Bourke vom University College in Cork vorstellen, stammen aus der Studie "European Standard Operating Procedures for Electrochemotherapy", die zwischen 2004 und 2014 gemacht worden war (Breast Cancer Res Treat 2017; 161: 289–297). Teilgenommen hatten 23 Frauen und ein Mann mit Brustkrebs, deren Hautläsionen auf die Standardtherapie nicht angesprochen hatten.

Hautläsionen nach 36 Monaten

Im Median 36 Monate nach der Diagnose des Primärtumors tauchten die Hautläsionen auf – frühestens nach elf Monaten, spätestens nach 15 Jahren. Die Patienten, die insgesamt eine schlechte Prognose hatten, hatten vor der Elektrochemotherapie eine Mastektomie beziehungsweise partielle Mastektomie erhalten sowie eine multimodale Krebstherapie aus Chemo-, Radio- und/oder Hormontherapie.

Nur eine Frau erhielt ausschließlich eine Hormontherapie. Bei allen Patienten zusammen wurden insgesamt 242 Hautläsionen dokumentiert.

Mehr als 86 Prozent der Läsionen (bei 22 Patienten) waren auf der ipsilateralen Brust oder an der Thoraxwand lokalisiert. Zehn Läsionen fanden sich auf dem Rücken, vier am Hals, drei auf dem ipsilateralen Arm. Mit fast 65 Prozent war der Anteil der Läsionen kleiner als 1 cm2 am größten. Etwa 10 Prozent waren größer als 4 cm2.

Elektroporation erleichtert Eindringen des Wirkstoffs

Nach Angaben der irischen Ärzte beträgt die Inzidenz von lokoregionären Hautläsionen nach brusterhaltenden Operationen Schätzungen zufolge zwischen 5 und 22 Prozent, je nach pathologischen Eigenschaften des Primärtumors. Nach einer Mastektomie liege die Inzidenz von Hautläsionen an der Thoraxwand zwischen 2 und 16 Prozent, unter anderem je nach verwendeter Op-Technik.

Die Elektrochemotherapie der Hautläsionen erfolgte mithilfe des Gerätes Cliniporator des italienischen Unternehmens IGEA aus Modena. Es handelt sich bei der Behandlung um die durch elektrische Impulse ausgelöste Elektroporation, die das Eindringen des Wirkstoffs in die Zellen der Hautläsionen erleichtert.

Bei Hautläsionen mit einem Durchmesser von über 3 cm2 oder bei einer großen Zahl von Läsionen wurde intravenös gespritztes Bleomycin – angepasst an Lungen- und Nierenfunktion – in einer maximalen Dosierung von 15.000 U/m2 Körperoberfläche verabreicht.

Zwei Elektroporationen reichen meist aus

Das Medikament löst den programmierten Zelltod aus. Intratumoral wurde das Präparat appliziert, wenn die Läsionen kleiner oder in einer geringeren Anzahl vorhanden waren. Die elektrischen Impulse wurden sofort nach der lokalen beziehungsweise acht Minuten nach der intravenösen Verabreichung des Medikamentes gesetzt.

Vier bis sechs Wochen nach der Therapie wurde das Ansprechen beurteilt. Bei Progression erhielten die Patienten weitere elektrochemische Behandlungen.

Insgesamt 236 Läsionen konnten elektrochemisch behandelt werden. Für die Auswertung verfügbar waren Befunde von Patienten mit insgesamt 202 Läsionen. Ein objektives Ansprechen nach den WHO-Kriterien wurde bei 161 Läsionen (79,7 Prozent) dokumentiert.

Darunter fand sich ein komplettes Ansprechen bei 130 Läsionen (64,3 Prozent). 39 Läsionen (19,3 Prozent) sprachen nicht auf die Behandlungsform an. Bei zwei Läsionen wurde eine Progression beobachtet. Bei den meisten Patienten (74 Prozent) reichten maximal zwei Elektrochemotherapien aus.

Überlebenszeit von 45 Monaten

Wie Bourke und seine Kollegen berichten, liegt bei Brustkrebspatientinnen mit Hausläsionen bisherigen Studienergebnissen zufolge die durchschnittliche Überlebenszeit bei 31 Monaten. In ihrer kleinen Studiengruppe hätten die Patienten noch durchschnittlich 45 Monate ab Diagnose der Hautläsionen gelebt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Hautläsionen auf die Elektrochemotherapie ansprachen, sei bei kleinen Läsionen (< 4 cm2) am größten gewesen, was den Beobachtungen in anderen Studien entspreche. Möglicherweise profitierten Patienten von einer frühzeitigen Elektrochemotherapie nach der Diagnose von Hautläsionen am meisten.

Studienergebnisse

- Ein objektives Ansprechen auf die Elektrochemotherapie wurde bei 79,7 Prozent der Hautläsionen dokumentiert.

- Ein komplettes Ansprechen fand sich bei 64,3 Prozent dieser Läsionen.

- 19,3 Prozent der Läsionen sprachen nicht auf die Behandlungsform an.

- Bei den meisten Patienten (74 Prozent) reichten maximal zwei Elektrochemotherapien aus.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an