Kommentar zu Chlorthalidon oder Hydrochlorothiazid
Erst mal abwarten!
Ob Chlorthalidon oder Hydrochlorothiazid bei Hypertonie die Nase vorn hat, kann nur ein direkter Vergleich zeigen – hier gilt es abzuwarten, bis weitere Studienergebnisse vorliegen.
Veröffentlicht:Gemessen an den Verordnungszahlen liegt Chlorthalidon als Antihypertensivum klar hinter Hydrochlorothiazid (HCT). Und auch gemessen an den Ergebnissen der bisher größten Studie mit Daten „realer“ Patienten landet das Thiazidanalogon nur auf dem zweiten Platz: Die Patienten waren damit genauso gut wie mit HCT vor Herzinfarkten und Schlaganfällen geschützt, sie entwickelten aber signifikant häufiger Elektrolytstörungen und Nierenschäden.
Das Resultat steht indes im Widerspruch zu den Empfehlungen von Hypertonieexperten, nicht nur in den USA. Sie plädieren für den bevorzugten Einsatz von Chlorthalidon gegenüber HCT.
Dabei berufen sie sich auf die längere Halbwertszeit und die bessere Evidenzlage des Thiazidanalogons. Gestützt wird ihre Einschätzung durch das Ergebnis einer indirekten Metaanalyse, die Chlorthalidon eine stärkere kardiovaskuläre Schutzwirkung attestiert.
Metaanalysen sind anfällig für Fehler
Nun sind indirekte Metaanalysen durchaus anfällig für Fehler, insbesondere wenn die einbezogenen Studien sich in der Patientenzusammensetzung unterscheiden. Statistische Verzerrungen sind trotz zahlreicher Vorkehrungen aber auch in der aktuellen „Real world“-Analyse nicht auszuschließen.
Auch wenn anfangs rund 50 Patientencharakteristika abgeglichen wurden, können unberücksichtigte Störfaktoren das Ergebnis beeinflusst haben. Außerdem wurden nur Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung aufgenommen, und nur bei wenigen von ihnen war ein Ereignis aus dem primären Endpunkt aufgetreten.
Ob die bevorzugte Anwendung von Chlorthalidon, wie sie unter anderem von den kardiologischen Fachgesellschaften der USA empfohlen wird, infrage gestellt werden muss, lässt sich auf Basis dieser Daten nicht entscheiden.
Welches der beiden Diuretika überlegen ist, kann nur ein direkter Vergleich bei einer großen Zahl von Patienten zeigen. Hier gilt es abzuwarten, bis Ergebnisse der randomisierten, kontrollierten Studie Diuretic Comparison Project vorliegen.