Exenatide senkt HbA1c so gut wie ein langwirksames Insulin

ATHEN (hbr). Das Antidiabetikum Exenatide könnte künftig Typ-2- Diabetikern helfen, bei denen orale Antidiabetika alleine nicht mehr genügen: Es senkt den HbA1c ebenso gut wie Insulin glargin. Dabei treten aber weniger nächtliche Unterzuckerungen auf, und das Blutzuckerprofil ist ausgeglichener. Außerdem nehmen die Patienten ab, wie eine neue Studie ergeben hat.

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Professor Luc van Gaal aus Belgien stellte die Daten beim europäischen Diabetes-Kongreß in Athen vor. An der Untersuchung nahmen 549 Typ-2-Diabetiker teil, die trotz hoher Dosen an Metformin und Sulfonylharnstoffen keine gute Stoffwechselkontrolle erreichten. Ihre HbA1c-Werte lagen zwischen sieben und zehn Prozent, der mittlere HbA1c-Wert der Gruppen war mit 8,2 und 8,3 Prozent ähnlich hoch.

Die Patienten wurden zwei Behandlungsarmen zugeteilt: Ihre bisherige Therapie wurde um die zusätzliche Applikation des Insulin-Analogons Insulin glargin oder um Exenatide erweitert. Glargin wird als Basalinsulin verwendet und hat eine Wirkdauer von etwa 24 Stunden.

Die Patienten injizierten es einmal am Tag. Es wurde entsprechend dem individuellen Bedarf titriert. Die Exenatide-Dosis dagegen war einheitlich: Die Patienten injizierten initial zweimal täglich 5 µg und ab der fünften Woche zweimal 10 µg. Exenatide stimuliert glukoseabhängig die Insulinsekretion, das fängt zum Beispiel postprandiale Anstiege des Blutzuckers ab.

Die 26 Wochen dauernde Therapie verbesserte den HbA1c-Wert in beiden Gruppen ähnlich gut: Mit Exenatide sank er um einen Prozentpunkt, mit Glargin um 1,1 Prozentpunkte. 46 Prozent der mit Exenatide behandelten Teilnehmer und 48 Prozent in der Glargin-Gruppe erreichten einen HbA1c-Wert unter sieben Prozent. Einen HbA1c-Wert unter 6,5 Prozent schafften 32 Prozent mit Exenatide und 25 Prozent mit Glargin.

Die Blutzuckertagesprofile dagegen waren unterschiedlich: Zwar verschoben beide Päparate die Glukosekurven auf ein niedrigeres Niveau. Mit Insulintherapie traten aber weiterhin klare postprandiale Spitzen auf. Solche Blutzuckerspitzen nach dem Essen gelten als kardiovaskulär riskant. Exenatide dagegen flachte die Spitzen nach dem Frühstück und dem Abendessen deutlich ab und führte zu einem ausgeglicheneren Tagesprofil.

Die Patienten der Exenatide-Gruppe konnten zudem ihr Gewicht verringern: Sie nahmen im Mittel 2,3 kg ab. Die Teilnehmer der Insulingruppe dagegen legten 1,8 kg zu. Der Unterschied war schon zwei Wochen nach Therapiebeginn signifikant und stieg während der Studie weiter an.

Zudem war auch die Rate der nächtlichen Unterzuckerungen mit Exenatide um fast zwei Drittel niedriger als bei der Therapie mit dem Insulin-Analogon. Eine leichte bis moderate Übelkeit sei bei etwa jedem zweiten Teilnehmer meist nur zu Beginn aufgetreten und habe selten zum Therapieabbruch geführt, so van Gaal bei einer Veranstaltung von Eli Lilly.

In den USA ist Exenatide bereits für die Therapie von Typ-2-Diabetikern in Kombination mit Metformin, Sulfonylharnstoffen oder beidem zugelassen. Die Zulassung für Europa soll 2006 beantragt werden.

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